1. Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra
Ein Parkrun geht über eine Länge von 5 Kilometern. Ein Ultramarathon ist mindestens 45 Kilometer lang. Der Parkrun-Botschafter Christopher Greenaway hat beide Formate miteinander kombiniert und den Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra entwickelt. Zusammen mit meinem Vereinskamerad Kai war ich bei der Erstauflage am Start.
Inhaltsverzeichnis
Vorbericht
Ende Januar wollte ich beim Ultramarathon in Rodgau die 50 km-Strecke laufen. Zur Vorbereitung darauf suchte ich nach einem Test-Marathon, der am besten 14 Tage vorher stattfinden sollte. Leider gab es zu diesem Termin keine einzige Veranstaltung in der Nähe. Mitte Dezember erfuhr ich über Facebook, dass an dem gesuchten Wochenende in Esslingen ein Parkrun Ultra stattfinden sollte. Das passte natürlich wunderbar für mich.
Vorletzte Woche wurde der Ultralauf in Rodgau aufgrund der aktuellen Corona-Lage abgesagt. Deshalb wandelte ich den geplanten Testlauf in einen Ersatzlauf um. Kai wollte auch mitlaufen und so fuhren wir am vergangenen Samstag gemeinsam nach Esslingen.
Beim Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra ist es so, dass die Läufer die Wahl zwischen 45 Kilometer (9 Runden) und 50 Kilometer (10 Runden) haben. Da Kai deutlich schneller läuft als ich, verabredeten wir, dass ich die 45 Kilometer und er die 50 Kilometer laufen würde. So mussten wir im Ziel nicht lange aufeinander warten.
Da es mein erster offizieller Ultra war (der Backyard Ultra aus dem vergangenen Jahr war ja ein Fun-Wettbewerb), setzte ich mir kein konkretes Zeitziel. Ich nahm mir lediglich vor, dass ich ungefähr eine Pace von 6 Minuten/Kilometer laufen wollte.
Die Strecke des Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra
Wie der Name schon andeutet führte die komplette Strecke am Neckarufer entlang. Zuerst ging es einen knappen Kilometer flussaufwärts. Dort war ein Wendepunkt markiert. Danach ging es wieder zurück und am Start vorbei. Nach ca. 3 Kilometern ging es über eine Holzbrücke zum Wasserkraftwerk. Dort führte eine steile Rampe nach unten. Die Stelle war nicht ganz ungefährlich, da sich dort Raureif gebildet hatte und Rutschgefahr bestand. Danach ging es noch 1 Kilometer weiter am Neckarufer entlang. Die Strecke war durch ein Geländer abgesichert. Kurz nachdem das Geländer endete, war der zweite Wendepunkt.
Der Lauf
Vor dem Start
Kai und ich waren etwas spät dran, deshalb waren wir erst eine Viertelstunde vor dem Start auf dem Gelände. Schnell bauten wir den von Kai mitgebrachten Verpflegungstisch auf. Danach ging es zum Startpunkt. Dort standen ungefähr 70 Läufer, von denen ein Teil aber nur beim Neckarufer Parkrun startete. Nach einer Streckeneinweisung und einer kurzen Begrüßungsrede ging es los.
Die ersten 3 Runden
Mehr oder weniger zufällig stand ich in der ersten Startreihe. 3, 2, 1, Parkrun, lautete das Kommando und ich lief los. Bei einer Temperatur von -2° C wollte ich warm werden und lief deshalb etwas schneller los als geplant. Nach einem knappen Kilometer holte Kai mich ein. „Das hat aber lange gedauert“. Ein kurzes Grinsen von ihm und er war an mir vorbeigelaufen.
Nach 2 Kilometern schaute ich das erste Mal auf meine Uhr. Den letzten Kilometer war ich in 5:18 Minuten/Kilometer gelaufen. Das war nicht nur zu schnell, das war der helle Wahnsinn. Ich nahm etwas Tempo raus. Nach 5 Kilometern betrug meine Parkrun-Zeit 27:23 Minuten. Für einen Parkrun war das etwas langsam, aber für einen Ultra viel zu schnell.
Ich nahm mir vor etwas langsamer zu laufen und lief die nächsten beiden Runden in den geplanten 6 Minuten/Kilometer. Nach 15 Kilometern blieb ich am Verpflegungstisch stehen. Ich trank etwas Mineralwasser, nahm 2 Salztabletten ein und aß einen Fruchtriegel.
Einige Extrameter
In der vierten Runde kam ich wieder an die Brückenauffahrt. Moment. Welche Brückenauffahrt? Da bin ich in den ersten 3 Runden nicht vorbeigekommen. Oder etwa doch? Ich war mir nicht sicher, blieb stehen und schaute zurück. Dort sah ich das Ende des Geländers. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich 200 Meter zu weit gelaufen war. Jetzt aber schnell zurück. Nach dem Ende der Runde nahm ich das erste Gel zu mir.
Die fünfte Runde lief ich weiterhin in der geplanten 6er Pace und nahm am Verpflegungsstand den zweiten Fruchtriegel mit. Der fühlte sich schon etwas hart an. Bei den herrschenden Minusgraden war er leicht angefroren. Egal, runter damit.
Ab der 6. Runde fiel mir das Laufen deutlich schwerer. Ich wurde langsamer. Kein Wunder, war ich am Anfang des Rennens doch losgelaufen wie ein Irrer. Ich ärgerte mich über mich selbst, konnte es aber natürlich nicht mehr ändern. Nach der Runde nahm ich – wie auch in den folgenden Runden – am Verpflegungsstand wieder ein Gel zu mir.
Die letzten 3 Runden
In der 7. Runde pendelte sich meine Pace bei ungefähr 6:30 Minuten/Kilometer ein. Am Ende der Runde freute ich mich schon auf den Verpflegungsstand. Dort konnte ich kurz stehenbleiben und etwas zu mir nehmen. Die Zeit, die ich dort verbrachte, wurde von Runde zu Runde länger.
In der 8. Runde wurde ich wieder etwas langsamer. Den anderen Läufern merkte ich die Müdigkeit auch an. Einige gingen bereits, ein älterer Läufer schlurfte mit seinen Füßen deutlich hörbar über den Boden. Kai, dem ich in jeder Runde zweimal begegnete, wirkte dagegen noch fit.
Nur noch eine Runde. Die Aussicht auf das Finishen motivierte mich so sehr, dass ich wieder etwas schneller wurde. 700 Meter vor dem Ziel spürte ich ein leichtes Ziehen in der rechten Wade. Oh nein, bitte nicht kurz vor Schluss noch ein Krampf. Zum Glück entspannte sich die Wade wieder etwas und ich erreichte nach 4:54 Stunden das Ziel.
Geschafft
Ich setzte mich hin um mich umzuziehen. Als ich die Hose ausziehen wollte, schoss mir der Schmerz durch beide Waden. Egal, jetzt konnte der Wadenkrampf kommen. Ich war im Ziel, war 45 Kilometer gelaufen und hatte meinen ersten offiziellen Ultralauf geschafft. Ich war müde, aber glücklich.
Mein Fazit zum 1. Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra
Die Strecke war gut markiert und bis auf die eine Stelle am Wasserkraftwerk auch gut zu laufen. Dass ich in einer Runde zu weit gelaufen war, lag an meiner Gedankenlosigkeit und nicht am Veranstalter. Um die Verpflegung musste ich mich selbst kümmern. Das war aber von vornherein klar und das konnte ich bei einem kostenlosen Lauf auch nicht anders erwarten.
Mir hat es viel Spaß gemacht am Neckarufer in Esslingen entlang zu laufen. Die 9 Runden haben mir aber gereicht. Eine 10. Runde hätte ich wahrscheinlich auch geschafft, wäre aber wohl nahe an die 7 Minuten/Kilometer herangekommen. Ich wollte Kai auch nicht unnötig lange warten lassen. Apropos Kai. Der lief 5 Kilometer mehr als ich und war trotzdem 20 Minuten vor mir im Ziel. Eine tolle Leistung 🙂
Nachtrag: Kai hat auf seinem Blog auch einen Bericht zum Neckarufer Parkrun Esslingen Ultra veröffentlicht. Lesenswert!