Abenteurer Jonas Deichmann
Interview

Abenteurer Jonas Deichmann: In 120 Triathlons um die Welt

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Der Abenteurer Jonas Deichmann ist in 120 Triathlons um die Welt geschwommen, geradelt und gelaufen. In 430 Tagen hat er über 27.000 Kilometer zurück gelegt. Was er dabei erlebte und wie die Menschen reagierten, als er im Neoprenanzug einkaufen war, erzählt er in diesem Interview.

Jonas Deichmann – In 430 Tagen um die Welt

Phileas Fogg schaffte seine Weltumrundung in 80 Tagen. Der Abenteurer Jonas Deichmann brauchte mehr als fünfmal so lange dafür. Während Jules Vernes Romanheld aber mit dem Zug, dem Schiff und dem Heißluftballon unterwegs war, verzichtete der Extremsportler zum größten Teil auf Verkehrsmittel. Er schwamm, radelte und lief über 27.000 Kilometer, bis er wieder dort ankam, wo er gestartet war – in München.

Welche Strecke Jonas Deichmann nahm

Die Strecke bei der Weltumrundung von Jonas Deichmann.
Diese Strecke nahm der Abenteurer Jonas Deichmann bei seinem Triathlon 360°

Jonas Deichmann startete seine Weltumrundung am 26. September 2020 in München. Von dort aus fuhr er mit seinem Fahrrad über die Alpen in das kroatische Dorf Karlobag an der Adriaküste. Dort wechselte er zum Schwimmen über. Nach 54 Tagen und 456 Kilometern kam er in Dubrovnik an. In der UNESCO-Weltkulturerbe-Stadt stieg er wieder auf sein Fahrrad und fuhr weiter bis in die Türkei. In Istanbul hatte er wegen Visumsproblemen 7 Wochen Aufenthalt.

Danach fuhr er mit dem Fahrrad weiter über die Ukraine quer durch Russland. In der Hafenstadt Wladiwostok, die am Japanischen Meer liegt, stieg er in ein Flugzeug um den Pazifik zu überqueren. In der mexikanischen Stadt Tijuana startete er mit dem ersten seiner 120 Marathons. Nach 5.060 Laufkilometern erreichte er die an der Atlantikküste liegende Stadt Cancún.

Es folgte die zweite Flugstrecke mit der Landung in Lissabon. Dort stieg er wieder aufs Fahrrad und nahm die Schlussetappe in Angriff. Zeitweise wurde er dabei von dem deutschen Triathleten Jan Frodeno begleitet. Am 29. November 2021 kam Jonas Deichmann in München an und beendete dort nach 430 Tagen seinen Triathlon 360°.

Interview mit dem Abenteurer Jonas Deichmann

Die Weltumrundung drängte sich auf.

Jonas Deichmann

Wie kamst du auf die Idee in 120 Triathlons um die Welt zu reisen?

Ich habe bereits alle großen Kontinentaldurchquerungen auf dem Rad gemacht und das jeweils in Weltrekordzeit. Danach suchte ich nach einer neuen Herausforderung, bei der nicht die Zeit, sondern das Ankommen entscheidend ist und bei der ich in anderen Disziplinen unterwegs sein kann. Die Weltumrundung drängte sich praktisch auf.

Inwiefern hatte die aktuelle Corona-Pandemie einen Einfluss auf deine Reise?

Der Start für den Triathlon um die Welt war für Frühjahr 2020 geplant. Wegen der Lockdowns musste ich den Start auf den Sommer 2020 verschieben. Dadurch fiel die Schwimmstrecke in der Adria in den Herbst, was dann im November fast schon zu kalt war.

Ende 2020 saß ich 7 Wochen in der Türkei fest, weil sämtliche Grenzen nach Osten geschlossen waren. Die geplante Route musste geändert werden und für die einzige theoretische Möglichkeit durch Russland brauchte ich sehr viel Geduld um an ein Visa zu kommen.

Die Verzögerungen führten dazu, dass ich Sibirien erst im Spätwinter, bzw. im beginnenden Frühjahr durchfahren konnte, wenn zur Kälte die große Nässe und viel Schlamm kommen.

Die Überquerung des Pazifiks und später des Atlantiks waren per Segelboot geplant, was ebenfalls nicht ging, weil die Jahreszeiten nicht mehr stimmten und die Grenzen zu waren.

Die Laufstrecke sollte durch die USA gehen, aber außer Mexiko war kein amerikanisches Land für mich offen.

Ich war jeden Tag 8-10 Stunden im Wasser.

Jonas Deichmann

Warum hast du die Weltumrundung in Richtung Osten gemacht und nicht nach Westen?

In unseren Breitengraden weht der Wind hauptsächlich aus West. Nach Osten fahren ist also tendenziell einfacher. Als ich in der Türkei fest saß, habe ich ernsthaft geprüft, die Umrundung nach Westen zu machen. Das ging nicht, weil zu dem Zeitpunkt alle amerikanischen Grenzen dicht waren.

Schwimmen in der Adria

Welchen Unterschied gibt es zwischen dem Schwimmen in einem Fluss und dem Schwimmen in einem Meer? Wie war die Wassertemperatur in der Adria? Wie hast du deine Sachen transportiert? Wie hast du übernachtet?

Selbst wenig Wind und Strömung genügen, um Schwimmen unmöglich zu machen. Wellen sorgen dafür, dass man als Schwimmer keinen Rhythmus findet und ständig Wasser schluckt. Salzwasser macht, dass selbst kleine Kratzer nicht heilen und dazu gehören auch die unvermeidlichen Scheuerstellen vom Neoprenanzug.

Das Wasser war im Oktober mit 20° C perfekt, hatte aber Ende November nur noch 18° C. Da ich jeweils 8-10 Stunden im Wasser war, war das grenzwertig.

Mein Gepäck und Proviant habe ich in einem wasserdichten Floß hinter mir hergezogen.

Da die täglichen Distanzen beim Schwimmen relativ kurz sind, musste ich übernachten, wo ich gerade war. Manchmal in einer Strandhütte, manchmal in einem Hotel, oder auch mal auf dem nackten Fels. Ein Zelt konnte ich aus Platzgründen nicht mitnehmen.

Supermarkt-Einkäufe im Neoprenanzug

Jonas Deichmann kommt nach 456 Schwimm-Kilometern in Dubrovnik an. Er zieht sein Floß hinter sich her.
Jonas Deichmann bei seiner Ankunft in Dubrovnik. Foto: Markus Weinberg

Hast du auch gefischt oder hast du alles, was du gebraucht hast im Supermarkt gekauft? Als du an der kroatischen Küste entlang geschwommen bist, hast du deine Einkäufe im Supermarkt im Neoprenanzug gemacht. Wie haben die Verkäufer und die anderen Besucher darauf reagiert?

Nein, auch für Angelzeug war kein Platz. Was ich gebraucht habe, musste ich irgendwo einkaufen. Die Auftritte im Neoprenanzug, mit dem Floß unter dem Arm, waren in jedem Supermarkt ein Hingucker.

Beim Schwimmen hattest du dein Fahrrad nicht dabei. Wie ist es denn nach Dubrovnik gekommen? Was hast du mit dem Neoprenanzug gemacht?

Als ich in Karlobag ins Wasser gesprungen bin, war mein Rad per Post auf dem Weg nach Dubrovnik. Ich habe für die Schwimmstrecke 2 Neoprenanzüge verschlissen, die direkt in den Müll gewandert sind.

In der Türkei hattest du wegen Visumsproblemen 7 Wochen Aufenthalt. Was hast du in dieser Zeit gemacht?

Ich bin Rad gefahren. Richtung Südtürkei, der Küste entlang. Manchmal ins Landesinnere. Irgendwo wurde ich eingeladen eine Ferienwohnung zu nutzen.

Zweiter Teil des Interviews mit dem Abenteurer Jonas Deichmann

Im zweiten Teil des Interviews mit Jonas Deichmann erzählt er von seiner Radtour durch das eisige Sibirien und welche Abenteuer er in Mexiko erlebt hat: Jonas Deichmann: Mein Triathlon 360°

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

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