Badenmarathon
Laufberichte

Badenmarathon in Karlsruhe 2022

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In den letzten Jahren bin ich um diese Zeit immer den Berlin-Marathon gelaufen, aber in diesem Jahr bin ich bei der größten deutschen Laufveranstaltung nicht dabei. Stattdessen stand ich eine Woche früher beim Badenmarathon in Karlsruhe im Startblock. Was ich dabei erlebte und warum die Läufer keinen Starterbeutel erhielten, könnt ihr in diesem Artikel lesen.

Vor dem Start

Das Wetter

Als ich 2 Stunden vor dem Start in Karlsruhe ankam, wurde ich von einem kalten Wind begrüßt. Ich machte mir schon Gedanken darüber, ob ich eventuell in langen Sachen laufen sollte. Eine halbe Stunde vor dem Start war die Temperatur aber etwas angestiegen. Deshalb entschied ich mich, den Badenmarathon in kurzem Hemd und kurzer Hose zu bestreiten.

Fehlende Starterbeutel

Bei der Startnummernausgabe wurden mir meine Startnummer und ein Energieriegel ausgehändigt. Außerdem erhielt ich noch einen Zettel, auf dem erklärt wurde, warum es beim Badenmarathon in diesem Jahr keinen Starterbeutel gibt. Die Taschen wurden Ende Mai 2022 in China bestellt. Die Lieferung sollte per Container in einem Güterzug erfolgen. Durch einen Unfall verzögerte sich der Transport um einen Monat. Am 9. September trafen die Beutel in Russland ein. Dort verliert sich die Spur und momentan weiß niemand, wo sich die Taschen befinden.

Ich denke, für 2 Gegenstände (Startnummer + Riegel) braucht niemand einen Starterbeutel. Wer seine Kleidung abgeben will, kann auch eine Tasche oder einen Rucksack von zu Hause mitbringen. Bei mir daheim stapeln sich schon die Starterbeutel von diversen Laufveranstaltungen. Fast alle davon habe ich nur ein einziges Mal benutzt.

Mein Ziel

Im Frühjahr bin ich in Kandel meine ersten Marathon unter 4 Stunden gelaufen. Mein Ziel für den Badenmarathon in Karlsruhe war, dass ich die 42,195 Kilometer nochmal unter 4 Stunden laufe.

Das Rennen

Startbereich
Der Startbereich beim Karlsruher Badenmarathon

Der Start

Da ich in Kandel gute Erfahrungen damit gemacht hatte, wollte ich auch beim Badenmarathon wieder hinter den Zugläufern herlaufen. Für das 4-Stunden-Ziel gab es 3 Pacemaker. Um während des Laufs einen kleinen Zeitvorsprung zu haben, platzierte ich mich ungefähr 30 Meter hinter ihnen. Diesen Abstand wollte ich während der ersten Kilometer aufholen.

Die erste Hälfte des Rennens

Gleich nach dem Start fällt mir auf, wie geordnet die Läufer laufen. Fast wie in Reih und Glied. Normalerweise gibt es zu Beginn immer ein Hauen und Stechen. Die Läufer laufen quer durcheinander oder zu dritt nebeneinander. Beim Badenmarathon ist das anders. Hut ab, kann ich nur sagen. Die Karlsruher wissen, wie man Marathon läuft.

Die Pacemaker geben unterdessen ganz schön Gas und ich muss mich ranhalten, um sie einzuholen. Nach 3 Kilometern habe ich es geschafft und ich laufe direkt hinter ihnen her. Im Schleppzug der Zugläufer treffe ich auch gleich eine Bekannte. Mona hatte mir schon beim Ultra in Rodgau zeitweise Gesellschaft geleistet. Wir laufen einige Kilometer zusammen und unterhalten uns. Dann zieht sie davon und läuft mit weitem Abstand vor den Pacemakern. Ich bleibe lieber dahinter. Ich weiß ja, dass ich meine Kräfte noch brauchen werde.

Für die ersten 10 Kilometer brauche ich 56 Minuten. Die Pacemaker sind etwas zu schnell, aber es hält sich noch im Rahmen. Bei Kilometer 13 komme ich an einer Versorgungsstation vorbei. Das erste Gel will ich erst nach 15 Kilometer nehmen, also warte ich noch ein wenig. Die nächste Versorgung ist bei Kilometer 17. Ich sehe sie aber zu spät und kann das Gel vorher nicht einnehmen. So ein Mist. Zum Glück kommt 1 Kilometer später noch eine kleine Versorgung. Ich nehme das Gel zusammen mit Apfelsaftschorle ein.

Mona ist langsamer geworden. Wir laufen wieder einige Zeit gemeinsam hinter den Pacemakern her. Dann fällt sie zurück. Anscheinend kann sie das Tempo nicht halten. Schade. Nach 1:58:35 h erreiche ich die Halbmarathon-Marke.

Die zweite Hälfte des Rennens

Bei Kilometer 22 spüre ich ein leichtes Ziehen in der Wade. Ich ignoriere es und laufe weiter hinter den Zugläufern her. Das Ziehen wird stärker und ich merke, dass ich unrund laufe. Jetzt vergrößert sich auch der Abstand zu den Pacemakern. Bei Kilometer 24 kommt eine weitere Verpflegungsstation. Ich nehme vorher ein Gel sowie 3 Salztabletten ein und bleibe kurz stehen. Nach dem Anlaufen sind die Pacemaker außer Sicht. Mein 4-Stunden-Ziel kann ich damit vergessen. Genauso wie das Laufen. Die Wade zieht so stark, dass ich nur noch gehen kann. Der Muskel fühlt sich hart an.

Bei Kilometer 26 steht eine Frau und zählt die Läufer. Ich liege an Position 414. Bei meinem jetzigen Schritttempo werde ich diesen Platz nicht halten können. Ich versuche immer wieder anzulaufen, aber es geht nicht. Mona überholt mich. Ich hatte schon früher mit ihr gerechnet, aber sie ist auch deutlich langsamer geworden. Sie fragt, was mit mir los. Ich erzähle ihr von dem Ziehen in der Wade.

Nach 29 Kilometern gehe ich auf eine Bogenbrücke zu. Am Anfang steht ein kleines Mädchen. Sie feuert mich an. Aber ich kann nur gehen. Sie läuft neben mir her und will mich laufen sehen. Ich sage ihr, dass mein Bein weh tut und ich zurzeit nicht laufen kann. Sie sieht es ein und wünscht meinem Bein gute Besserung. Ein nettes Mädchen.

Bei Kilometer 31 versuche ich wieder anzulaufen. Diesmal gelingt es. Die Wade zieht immer noch etwas, aber es ist nicht mehr ganz so schlimm. Ab und zu lege ich eine Gehpause ein, aber den größten Teil der Strecke kann ich jetzt wieder laufen.

Nach 36 Kilometern laufe ich über den Schlossplatz. Einige orange gekleidete Parkrunner stehen an der Seite und feuern mich an. Ich war vor einigen Wochen zu Besuch beim Parkrun Oberwald und freue mich darüber, dass sie mich wiedererkennen.

Nach 38 Kilometern mache ich gerade eine Gehpause, als mich eine Schar Engel überholt. Nein, der Schmerz ist nicht so stark geworden, dass ich Halluzinationen bekommen habe. In Karlsruhe können sich die Läufer auf den letzten 6 Kilometern begleiten lassen. Die Begleiter sind als Engel verkleidet und sollen die Marathonis unterstützen. Alles schön und gut, aber noch lange kein Grund, mich von denen überholen zu lassen. Ich laufe wieder an den Engeln vorbei und versuche weitere Gehpausen zu vermeiden.

Nach 42 Kilometern laufe ich in das Carl-Kaufmann-Stadion ein. Der Sprecher nennt meinen Namen und ich winke ins Publikum. Nach 4:43:33 Stunden piepst das Zeitmessgerät. Der Badenmarathon ist für mich zu Ende. Eine Helferin hängt mir meine Medaille um den Hals. Die Engel kommen zwei Minuten nach mir ins Ziel.

Medaille Baden-Marathon
Beim Badenmarathon gab es eine golden glänzende Medaille.

Mein Fazit zum Badenmarathon in Karlsruhe

14 Marathons bzw. Ultras bin ich ohne Verletzung gelaufen. Beim Karlsruher Badenmarathon hat es mich dann erwischt. Woran es lag, weiß ich nicht. Hätte ich die Salztabletten früher nehmen sollen? Oder war ich nicht gut genug vorbereitet? Aber beim 3-Stunden-Lauf in Schifferstadt bin ich doch die gleiche Pace ohne Probleme gelaufen. Das Grübeln hilft mir nicht weiter. Ende Oktober will ich beim Frankfurt-Marathon starten. Dann soll es wieder besser laufen.

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

3 Kommentare

  • Talianna

    Hallo Erik, ist ja ein Ding –
    Ich habe ja schon bei Dir kommentiert und auch an Deiner Berlin-Marathon-Umfrage teilgenommen. Aber dass wir uns Sonntag auf dem Marathon gesehen haben, das war mir nicht bewusst. Gesichter und Namen bringe ich manchmal so schlecht zusammen! Am Ende hast Du mich sogar erkannt und im Marathon-Delirium war mir das dann gar nicht richtig klar?
    Ich bin nämlich auf der Autobahnbrücke über die A5 zunächst von hinten auf die 4:00-Pacer aufgelaufen, habe einen Oberwald parkrun Bekannten (Michael) angesprochen, dann weiter zu den Pacern und habe mich irgendwo vor dem ersten Durchlauf durch den Citypark (Staffel-Wechselzone zwischen „Hoch“- und Wohnhäusern) Mona angeschlossen.
    Ich war bzw. bin die mit der dunklen Stimme, inzwischen stets zwei Haargummis im unteren Bereich des Pferdeschwanzes und den rot-gelben Trikots der Sport Löwen Baden.
    Schön, dass Du durchgekommen bist, nicht so schön, dass „es Dich erwischt“ hat. Gute Besserung!
    Talianna

    • Erik

      Hi Talianna,

      ich habe natürlich mitbekommen, dass Mona eine weibliche Begleitung hatte, als sie mich überholte. Aber ich wusste nicht, dass du es warst. Vielleicht treffen wir uns mal bei einer anderen Laufveranstaltung.

      Nach dem Marathon habe ich 2 Stunden auf der Couch regeneriert. Seitdem macht die Wade keine Mucken mehr 🙂

  • Talianna

    Hallo Erik,
    schön, dass es so einfach abging mit den Wadenproblemen. Ich hatte schon eine langwierige Verletzung befürchtet, als ich „Verletzung“ las.
    Wenn ich wieder etwas besser trainiert bin, bin ich auch wieder auf mehr Laufveranstaltungen und ich hoffe auch, dass wir uns da mal treffen.
    Viele Grüße aus Karlsruhe
    Talianna

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