Dokumentarfilm Das System Nike
Laufsport allgemein

Das System Nike – Siegen um jeden Preis

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Anfang dieser Woche wurde bei Arte und im Ersten die Dokumentation Das System Nike – Siegen um jeden Preis ausgestrahlt. Dort wurden Nike und dem Trainer Alberto Salazar vorgeworfen mit unlauteren Methoden zu arbeiten. In diesem Artikel erfahrt ihr, welche Vorwürfe das waren und was ich von der Dokumentation halte.

Worum geht es in „Das System Nike“?

Im ersten Teil des Dokumentarfilms geht der Filmemacher Paul Kemp auf den Lauftrainer Alberto Salazar ein. Er war Leiter des Nike Oregon Projects und wurde 2019 von der amerikanischen Antidopingagentur gesperrt. Der zweite Teil der Doku beschäftigt sich mit der Sportartikelfirma Nike. Ihre beiden Laufschuhe Vaporfly* und Alphafly* hatten Ende der 2010er Jahre die Laufwelt verändert.

Doku Das System Nike - Siegen um jeden Preis
Der Dokumentarfilm von Paul Kamp: Das System Nike – Siegen um jeden Preis

Das Nike Oregon Project

Das Nike Oregon Project war eine von Nike gegründete Elite-Lauftrainingsgruppe, die von 2001-2019 bestand. Im Jahr 2019 gehörte auch die deutsche Spitzenläuferin Konstanze Klosterhalfen dem NOP an. Im Oktober 2019 wurde die Trainingsgruppe aufgelöst, weil der Leiter – Alberto Salazar – von der amerikanischen Antidoping-Agentur Dopings 4 Jahre gesperrt wurde. Bei der Leichtathletik-WM in Katar wurde ihm deswegen die Akkreditierung entzogen. Die von ihm betreuten Athleten wurden regelmäßig getestet. Alle Dopingtests waren negativ.

Screenshot aus: Das System Nike - Siegen um jeden Preis
Alberto Salazar in der Doku „Das System Nike – Siegen um jeden Preis“

Der Trainer Alberto Salazar – Siegen um jeden Preis

Alberto Salazar war früher Vertragsathlet bei Nike. Er gewann dreimal den New York-Marathon und zweimal den Boston-Marathon. 1981 lief er beim New York-Marathon einen neuen Weltrekord, der allerdings nachträglich annulliert wurde, weil die gelaufene Strecke zu kurz war.

Beim Nike Oregon-Project führte er innovative Trainingsmethoden ein. So ließ er ein Laufband in einen Pool einbauen und einen Läufer darauf laufen. Auf diese Weise konnte dieser pro Woche 50-60 Kilometer mehr trainieren ohne sein Gelenke stärker zu belasten. Außerdem ließ er ein Haus so umbauen, dass die Sportler dort Höhentraining absolvieren konnten ohne reisen zu müssen.

Er führte auch kleine Tricks bei den Wettkämpfen ein. Bei einem Marathon befestigte er eine gekühlte Laufkappe an einer Trinkflasche. Vor der Trinkstation warf der Läufer seine alte Kappe weg. Danach schnappte er sich die Trinkflasche und setzte die gekühlte Laufkappe auf.

Wegen dieser Tricks wird er im Film auch als „Der Maximierer“ bezeichnet.

Die gegen ihn verhängte Dopingsperre basierte auf diesen Vorwürfen:

  • er rieb die Schulter seines Sohnes mit Testosteron-Creme ein
  • er verabreichte Läufern unerlaubte Injektionen der Aminosäure L-Carnitin (mehr als 50 ml in 6 Stunden)
  • er verstieß gegen Dopingkontrollen

Gegen die Dopingsperre legte Alberto Salazar Einspruch ein. Nike unterstützte ihn dabei mit mehreren Millionen Dollar.

Die von ihm betreute ehemalige Läuferin Karo Goucher erhob weitere Vorwürfe gegen Alberto Salazin. Sie habe gesehen, wie andere Sportler unnötige Medikamente genommen haben. Dabei handelte es sich um ein Schilddrüsenmedikament, das Gewichtsverlust als Nebenwirkung hatte. Alberto Salazar verteidigte die Verabreichung damit, dass sie ein Arzt angeordnet hätte. Ein weiterer Vorwurf von Karo Goucher war, dass einige Sportler vor Wettkämpfen eine Dehydration vorgetäuscht und deshalb eine isotonische Kochsalzlösung bekommen hätten.

Nikes Laufschuhe

Im Film wird angegeben, dass Nike einen 60 %-igen Marktanteil beim Sportschuhverkauf hat und damit einen Umsatz von 25 Milliarden Dollar erlöst. Ein kleiner Fakt am Rande zeigt, wie wichtig der Laufsport für Nike ist: Die Marketing-Mitarbeiter von Nike würden danach beurteilt, wie oft Laufschuhe mit dem Nike-Logo bei Sportübertragungen zu sehen sind.

Im Jahr 2017 brachte Nike den neuartigen Laufschuh Vaporfly 4 % auf den Markt. Bei diesem Modell ist eine Carbonfaserplatte im Mittelfußbereich integriert. Eliud Kipchoge verbesserte damit 2018 den Marathon-Weltrekord der Herren um 78 Sekunden. Ein Jahr später verbesserte die Kenianerin Brigid Kosgei mit diesem Laufschuh den Marathon-Weltrekord der Damen um 81 Sekunden. Bereits im Jahr 2016 waren US-Athleten mit Prototypen dieses Schuhs erfolgreich. Laut der Marathonläuferin Kara Goucher wurde damit eine Regel gebrochen, die besagt, dass Laufschuhe für alle Läufer verfügbar sein müssen. Nike rechtfertigt sich damit, dass es bei allen Herstellern üblich sei, Prototypen an einzelne Läufer herauszugeben.

Alex Hutchinson mit dem Nike Alphafly
Sportjournalist Alex Hutchinson mit dem Laufschuh Nike Alphafly

Im Oktober 2019 lief Eliud Kipchoge – mit einem Prototyp des neuen Laufschuhs Alphafly – als erster Mensch einen Marathon unter 2 Stunden und stellte damit einen inoffiziellen Weltrekord auf. Im Jahr darauf änderte der Leichtathletikverband World Athletic seine Regeln. Bei Laufschuhen war nur noch eine maximale Absatzhöhe von 40 Millimetern erlaubt. Beim Alphafly ist der Absatz 39,5 Millimeter hoch.

Kritiker monieren, dass Nike mit seinen Laufschuhmodellen Technologie-Doping betreibe. Die Rekorde, die mit diesen Schuhen gelaufen wurden, sollen in einer besonderen Rangliste aufgeführt oder mit einem Sternchen markiert werden.

Meine Meinung zu „Das System Nike – Siegen um jeden Preis“

Alberto Sarazin hat den Laufsport mit innovativen Trainingsmethoden weiter entwickelt. Dass er auch bei Wettkämpfen kleine Tricks einsetzte (wie der Austausch der Laufkappe an der Trinkstation) erscheint mir legitim. Ebenso unstrittig ist aber auch, dass die amerikanische Antidopingagentur ihn meiner Meinung nach zurecht gesperrt hat.

Die im Film geäußerte Kritik an Nikes Laufschuhen kann ich aber nicht ganz nachvollziehen. Die Weiterentwicklung von Ausrüstungsgegenständen ist in vielen Sportarten üblich. Dass dadurch Rekorde verbessert werden ist auch nicht außergewöhnlich. Andere Hersteller folgen inzwischen dem Trend und integrieren ebenfalls Karbonfaserplatten in ihre Laufschuhe.

Den Film „Das System Nike – Siegen um jeden Preis“ kann ich allen empfehlen, die sich für das Thema interessieren. Bis zum 20. Juli 2022 ist er noch in der ZDF-Mediathek verfügbar.

Eure Meinung zum Film?

Habt ihr die Doku „Das System Nike – Siegen um jeden Preis“ gesehen? Was haltet ihr von dem Film? Findet ihr die Dopingsperre von Alberto Salazar berechtigt? Was sagt ihr zum Vorwurf, dass Nike Technologie-Doping betreibt? Schreibt eure Meinung doch in den Kommentaren.

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung 😉

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