Ist meine Laufzeit gut oder schlecht?
Nach einem Rennen ziehen viele Läufer Bilanz und fragen sich: War meine Laufzeit gut oder schlecht? Eine Beurteilung der eigenen Leistung hängt dabei von vielen Faktoren ab.
Kriterien für die Beurteilung einer Laufzeit
Alter
Das Alter spielt bei der Beurteilung einer Laufzeit eine große Rolle. Ab einem Alter von 30 Jahren werden Muskeln abgebaut und in Fett umgewandelt. Unter ansonsten gleichen Voraussetzungen wird also ein 30-jähriger Läufer also eine bessere Laufzeit als ein 50-jähriger Läufer erzielen.
Bei Parkrun gibt es eine prozentuale Alterseinstufung. Sie vergleicht die Laufzeit eines Athleten mit der für dieses Alter geltenden Weltrekordzeit. Der erzielte Prozentwert kann wie folgt interpretiert werden (Übersetzung eines Abschnitts der englischsprachigen Webseite Age Grading – all you ever wanted to know).
Je höher die Prozentzahl, desto besser die Leistung. Für eine flache Strecke mit glatter Oberfläche und bei „gutem Laufwetter“ (niedrige Temperatur, geringe Luftfeuchtigkeit, wenig Wind) gilt Folgendes.
- über 40 % – Du bist schneller/fitter als der Durchschnitt
- über 50 % – Du bist ziemlich gut!
- über 60 % – Niveau der lokalen Clubklasse
- über 70 % – Niveau der regionalen Klasse
- über 80 % – Niveau der nationalen Klasse
- über 90 % – Niveau der Weltklasse
- über 100 % – Leistung auf Weltrekordniveau (auch wenn es nicht offiziell ist)
Geschlecht
Frauen haben weniger Muskelmasse als Männer. Das führt in fast allen Sportarten dazu, dass sie schlechtere Ergebnisse erzielen als Männer. Deswegen treten sie meistens in eigenen Wettbewerben an. Es ist also nicht sinnvoll, die Laufzeit einer Frau mit der eines Mannes zu vergleichen.
Leistungsstand
Ein wichtiger Punkt zur Beurteilung einer Laufzeit ist der aktuelle Leistungsstand. Ein Läufer, der erst seit kurzem trainiert, läuft wahrscheinlich eine schlechtere Zeit als jemand, der schon bei vielen Wettkämpfen am Start war.
Motivation
Auch die Motivation ist bei der Beurteilung einer Laufzeit wichtig. Hat ein Läufer bei einem Wettkampf alles gegeben oder ist er absichtlich etwas langsamer gelaufen, um sich nicht voll zu verausgaben? Wollte er vielleicht einen langsameren Läufer zu einer besseren Laufzeit ziehen und hat sich deshalb nicht auf seine eigene Leistung konzentriert?
Vorbereitung
Natürlich spielt bei der Leistungsbeurteilung auch die Vorbereitung eine Rolle. Hat er sich monatelang speziell auf dieses Rennen vorbereitet? Oder war es vielleicht nur ein im Trainingsplan vorgesehener Vorbereitungswettkampf? Wurde der Lauf aus dem Training heraus bestritten und auf ein sinnvolles Tapering verzichtet?
Fitness
Die körperliche Verfassung ist ebenfalls entscheidend für die Beurteilung einer Laufzeit. Wenn ein Läufer Übergewicht hat, wird er nicht so schnell laufen können, wie ein Läufer mit Normalgewicht.
Laufschuhe
Auch die getragenen Laufschuhe können einen Einfluss auf die eigene Laufleistung haben. Das sieht man gut an der Entwicklung des Marathon-Weltrekords, der seit dem Einsatz von Carbon-Laufschuhen immer weiter verbessert wurde.
Topografie
Ein wichtiger Punkt ist natürlich auch die Topografie eines Wettkampfs. Fand das 10-Kilometer-Rennen auf einer flachen Strecke statt? Gab es einzelne Hügel? Oder war es vielleicht sogar ein Berglauf im Gebirge?
Wetter
Auch das Wetter darf bei der Beurteilung einer Laufzeit nicht vergessen werden. Wenn es an dem Tag heiß oder windig war oder stark geregnet hat, ist die Leistung natürlich schlechter, als bei trockenem Wetter, Windstille und einer gemäßigten Temperatur von 15° C.
Untergrund
Natürlich hat auch der Untergrund einen Einfluss auf die eigene Laufleistung. Auf einer Tartanbahn oder auf glattem Asphalt ist ein schnelleres Laufen möglich als auf Geröll oder Schotter.
Vorbelastung
Auch eine eventuell vorhandene Vorbelastung kann bei der Beurteilung einer Laufzeit wichtig sein. Es macht einen Unterschied, ob ein Läufer gut ausgeruht ist oder am Vortag bei einem Umzug geholfen hat. Oder ist er vielleicht sogar, so wie ich beim Sandhofer Straßenlauf, einen Tag davor noch einen anderen Wettkampf gelaufen.
Meine Meinung zum Vergleich von Laufzeiten
Um meine eigene Laufzeit mit einem anderen Läufer vergleichen zu können, müssten wir nicht nur beide dasselbe Rennen gelaufen sein. Wir müssten auch das gleiche Alter und Geschlecht haben, den gleichen Leistungsstand, die gleiche Motivation, Vorbelastung und Fitness haben. Selbst bei einem Zwilling dürfte das nicht alles gleichzeitig zutreffen.
Daraus folgt, dass es nicht sinnvoll ist, meine eigene Laufzeit mit anderen zu vergleichen. Es spricht aber nichts dagegen, meine eigene Leistung zu beurteilen. Es kann bspw. sinnvoll sein, meine Laufzeit mit einem ähnlichen Wettkampf zu vergleichen, den ich einige Wochen davor gelaufen bin. Oder mit dem gleichen Rennen im Jahr davor. Dann ist es möglich, eine Entwicklung zu erkennen. Wenn ich eine bessere Zeit erzielt habe, hat sich das Training vielleicht bewährt. Bei einer schlechteren Laufzeit ist es sinnvoll, nach der Ursache dafür zu suchen. Dann sollte ich die oben genannten Kriterien daraufhin untersuchen, ob es noch Verbesserungspotenzial gibt.




2 Kommentare
Stefan
Am Ende des Tages gilt: Der persönliche (subjektive) Erfolg ist der Wichtigste.
Mehr geht immer – weniger aber auch.
Viel Erfolg!
Sari
Ich finde wenn man sich mit anderen vergleicht macht man sich unnötig Druck. Die einzige Person, mit der man sich vergleichen sollte ist man selbst.