Jogging oder Laufen?
„Vorsicht, da kommt ein Jogger“ oder „Lass mal den Jogger vorbei“. Das sind Kommentare, die ich beim Kontakt mit Spaziergängern des Öfteren höre. Nur ganz selten wird vor einem Läufer gewarnt oder um Durchlass für einen Läufer gebeten. Warum ist das so? Heißt es Jogging oder Laufen? Beschreiben beide Worte dasselbe oder gibt es einen Unterschied?
Inhaltsverzeichnis
Was ist Jogging?
Das Wort Jogging stammt vom englischen to jog, auf Deutsch „trotten“ ab. Das ist keine schöne Bezeichnung, wie ich finde. Oder würde es euch gefallen, wenn jemand über euch sagen würde, dass ihr dahintrottet?
Als Erfinder des Joggings gilt der neuseeländische Trainer Arthur Lydiard. Er gründete Anfang der 1960er Jahre den ersten Jogging-Club, den heute noch existierenden Auckland Joggers Club. Bis dahin war Laufen eine Sportart, die hauptsächlich in Stadien oder auf Sportplätzen betrieben wurde. Arthur Lydiard lief aber mit seinen Gefährten durch die Stadt oder über Feldwege, misstrauisch beäugt von Spaziergängern und anderen Passanten. Der Amerikaner Bill Bowerman (ein Mitgründer von Nike) importierte die Idee nach einem Neuseelandbesuch in die USA. Von dort aus eroberte das Jogging die ganze Welt.
Für mich ist Jogging eine Freizeitbeschäftigung. Ein Jogger läuft ohne ein Ziel vor sich hin. Er hat Freude an der Bewegung, genießt vielleicht auch die Natur, will aber aus sportlicher Sicht nichts erreichen. Es ist ihm egal, wie schnell er läuft und es ihm auch nicht wichtig sich zu verbessern.
Was ist Laufen?
„Die Jogger platzieren sich in ihren Startblöcken. Der Startschuss ertönt. Die 8 Männer joggen los. Nach 9,5 Sekunden ist der schnellste Jogger im Ziel. Neuer Jogging-Weltrekord.“ Könnt ihr euch das vorstellen? Im Leistungssport redet niemand von Jogging und Joggern, sondern vom Laufen und von Läufern.
Laufen ist für mich ein Sport. Ein Läufer ist ein Sportler, der auf ein bestimmtes Ziel hin trainiert. Ob dieses Ziel darin besteht, einen Marathon in 3, 4 oder 5 Stunden zu laufen, ist irrelevant. Ein Läufer will sich verbessern. Er macht sich Gedanken über die richtigen Schuhe, die passende Laufbekleidung, seine maximale Herzfrequenz und vieles mehr.
Nichtsportler reden vom Jogging
Warum bezeichnen mich Spaziergänger als Jogger und nicht als Läufer? Zum einen denke ich, dass es daran liegt, dass das Wort „Jogging“ für viele etwas moderner klingt als das klassische Wort „Laufen“. Vielleicht denken sie auch, dass es ein Fachbegriff ist und wollen damit ihre Kompetenz unter Beweis stellen. Zum anderen können sie vielleicht auch die Leistung eines Läufers nicht richtig einschätzen. Wenn ich mit einer Pace von 5:30 Minuten/km an ihnen vorbeilaufe, wirkt das auf sie vielleicht gemütlich oder entspannt. Die meisten Spaziergänger würden das Tempo wahrscheinlich nicht mal über 500 Meter durchhalten, aus ihrer Sicht wirkt es aber trotzdem langsam.
Ich fühle mich als Läufer – meistens
Ich trainiere gerne auf ein bestimmtes Ziel hin. Ich will auf einer Distanz meine Zeit verbessern, mehr Kilometer laufen oder zumindest eine neue Streckenbestzeit laufen. Damit sehe ich mich hauptsächlich als Läufer. In der wettbewerbsarmen Zeit im Hochsommer und im Winter jogge ich aber auch gerne mal eine Runde. Ich lasse meinen Gedanken freien Lauf, ignoriere die Uhr (die ich aber natürlich trotzdem trage), probiere vielleicht eine neue Strecke aus und laufe einfach so vor mich hin.
Jogging oder Laufen? Wie seht ihr das?
Wie definiert ihr die Begriffe Jogging und Laufen? Seht ihr euch als Jogger oder als Läufer? Wie werdet ihr in eurem Bekanntenkreis oder von Spaziergängern betitelt? Wie immer freue ich mich, wenn ihr eure Erfahrungen in einem Kommentar schildert.
Ein Kommentar
Andreas
Du hast es perfekt auf den Punkt gebracht: Die meisten laufenden Menschen, die ich kenne, sind Läufer oder Läuferinnen. „Jogger“ ist ein wenig antiquiert und bezeichnet wirklich nicht das, was ich mache – obwohl ich auch oft gemütlich laufe.