
Kim-Thomas Rehmann: „Barfußlaufen fühlt sich toll an“
Für Kim-Thomas Rehmann fühlt sich das Barfußlaufen toll an. In meinem Interview mit ihm erfahrt ihr, wie er auf die Idee kam, barfuß zu laufen und was er von Barfußschuhen hält.
Kim-Thomas Rehmann ist 45 Jahre alt und von Beruf Softwareentwickler. Er ist bereits 49 Parkruns gelaufen.
Sind dir Laufschuhe zu teuer oder warum läufst du barfuß?
Nein, mit dem Preis der Laufschuhe hat das nichts zu tun. Ich laufe barfuß, weil es mir gefällt und weil es gesund ist. Sowohl für den Körper als auch für die Psyche.
Seit wann läufst du?
Seit ungefähr 7 Jahren. Ich habe aber schnell die Laufschuhe weggepackt. Ich laufe gerne auf Untergründen wie Waldwege oder Feldwege, auf denen ich gut barfuß laufen kann. Oder hier auf der Heidelberger Bahnstadtpromenade, wo es glatt geteert ist und kein Müll herumliegt. Seitdem laufe ich auch im Alltag barfuß. Für die Arbeit oder in der dreckigen Stadt ziehe ich ab und zu Schuhe an, weil es dann nicht so viel Spaß macht. Beim Joggen laufe ich immer barfuß. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich zum letzten Mal Laufschuhe getragen habe.
Ich habe die Schuhe weg gelassen, weil es ja auch ohne geht.
Kim-Thomas Rehmann
Wie bist du auf Idee gekommen, barfuß zu laufen?
Ich habe es einfach mal ausprobiert, weil ich gehört habe, dass es geht. Ich bin damals noch nicht so viel gelaufen. Es waren kleine Runden mit einer Länge von 3 bis 5 Kilometern. Nach der Arbeit oder zur Entspannung in der Mittagspause. Die Schuhe waren mir irgendwann lästig und ich habe sie weg gelassen, weil es ja auch ohne geht.
Hast du dich beim Barfußlaufen schon mal verletzt?
Ich bin mal an einer Bordsteinkante hängen geblieben und hatte danach einen kleinen Riss am Zehennagel. Das hatte etwas geblutet. Ich habe mir auch schon Splitter oder Dornen eingefangen. Schnittverletzungen hatte ich noch keine. Ich achte darauf, wo ich hintrete und bin noch nicht in Scherben hineingetreten.
Wie sieht es mit dem Laufen auf Geröll aus?
Das ist für meinen Geschmack der Worst Case. Der Schotter neben der Bahnstadtpromenade ist klein und scharfkantig. Ich laufe nicht gerade gerne darauf. Es ist auch psychisch anstrengend. Wenn ich fit und ausgeruht bin, dann fällt es mir leichter auf Schotter zu laufen. Wenn ich aber müde bin, ist es für mich mental anstrengender, obwohl es der gleiche Untergrund ist.
Ich wechsele zwischen Vorfuß- und Mittelfußlauf.
Kim-Thomas Rehmann
Werden die Gelenke durch das Barfußlaufen belastet?
Ich bin kein Experte für die richtige Laufbewegung, weil ich Autodiktat bin. Ich laufe so, wie es mir gefällt. Ich achte darauf, dass mein Bewegungsablauf rund und gleichmäßig ist. Wichtig ist mir auch, dass ich nicht trample, sondern federnd laufe. Ich wechsele auch den Laufstil. Meistens laufe ich auf dem Vorderfuß, also auf dem Fußballen. Ich schalte aber auch mal auf Mittelfußlauf um. Ich trete dann mit dem ganzen Fuß auf, beginnend mit dem äußeren Mittelfuß. Es ist anstrengend, nur auf dem Vorfuß zu laufen. Das halte ich keine 5 Kilometer durch. Ich laufe einige hundert Meter Vorfuß und wechsele dann auf den Mittelfuß.
Spielt die Temperatur beim Barfußlaufen eine Rolle?
Beim Parkrun ist der Start morgens um 9 Uhr. Da ist der Asphalt nie so heiß, dass er unangenehm wäre oder dass ich mich verbrennen würde. Im Winter laufe ich auch barfuß. Wenn die Temperatur unter 0° C sinkt, wird es unangenehm und ich muss mich vor Erfrierungen schützen. Wichtig ist in dem Fall, dass ich in Bewegung bleibe. Ich ziehe vor dem Parkrun Schuhe an und ziehe sie erst kurz vor dem Start aus. Wenn ich erst mal in Bewegung bin, kann ich auch bei einer Temperatur von -3° C laufen.
Machst du auch bei Laufwettbewerben mit?
Nein, an Laufveranstaltungen nehme ich nicht teil. Ich laufe aber längere Strecken durch die Felder oder im Wald.
In ein Café durfte ich nicht barfuß rein.
Kim-Thomas Rehmann
Läufst du im Alltag barfuß?
Ich laufe auch mal im Supermarkt barfuß. Vor allem im Sommer ist es entspannend, wenn ich aus der Haustür trete und barfuß irgendwohin gehe. Ich erhalte eher positive Reaktionen darauf. Dann erzählen mir die Leute, dass sie auch gerne barfuß laufen. Allerdings nicht im Supermarkt, sondern eher am Strand.
In einem Café ist es mir mal passiert, dass die Bedienung gesagt hat, dass ich barfuß nicht rein darf. Ich wollte mir eigentlich nur Kuchen holen und den vor dem Café essen. Das wurde mir verboten und ich habe auf den Kuchen verzichtet.
Wenn ich barfuß gehen will, mache ich das und mache mir keine Gedanken darüber, ob es unerwünscht ist. Wenn es aber wichtig ist, bspw. am Flughafen, ziehe ich mir auch Schuhe an. Am Arbeitsplatz darf ich sein, wie ich möchte. Mein Barfußlaufen wird toleriert.
Wie pflegst du deine Füße?
Ich creme die Füße ein, wenn die Haut trocken oder rissig ist. Ich habe mit Sheabutter gute Erfahrungen gemacht. Sie hilft, die Haut zu glätten. Urea-Creme weicht dagegen die Haut auf.
Beim Laufen bildet sich in der Haut eine extra Schicht. Das ist wie ein dickes Polster. Die Hornhaut, also die trockene Haut, bildet sich dagegen zurück.
Was hältst du von Barfußschuhen?
Abgesehen von einem Paar Wanderschuhe habe ich nur Barfußschuhe. Ich trage auch selbstgebastelte Sandalen. Ich finde Barfußschuhe ohne Sohle und ohne Absatz angenehm. Das ist wie Barfußgehen, nur mit einem Schutz vor Böden wie Schotter. Wenn ich den ganzen Tag darüber laufen müsste, würde ich Barfußschuhe anziehen. Wenn es kalt und ungemütlich ist oder es regnet, kann es sein, dass ich keine Lust auf Barfußgehen habe. Dann trage ich gerne Barfußschuhe.
Wie hast du deine selbstgebastelten Sandalen gemacht?
Ich habe im Onlinehandel eine Schuhsohle bestellt. Darauf habe ich mit Schuhkleber ein Deckleder geklebt. Mit Paracord – das ist eine Art Seil – habe ich, ähnlich wie bei einem Flipflop, einen Zehensteg als Trennung zwischen dem großen Zeh und den anderen Zehen montiert. Dann führt die Schnur außen am Fuß an der Ferse vorbei zur anderen Seite, wo sie fest geknotet wird. Solche Sandalen sind einfach herzustellen und ich nehme sie auf Radtouren mit. Kleinere Strecken fahre ich auch mal barfuß, aber bei längeren Radtouren trage ich Fahrradschuhe, um die Klickpedale nutzen zu können. Die Sandalen nehme ich als Schuhe für jeden Anlass mit, weil sie superleicht sind.
Ich laufe am liebsten auf Waldboden.
Kim-Thomas Rehmann
Auf welchem Untergrund läufst du besonders gerne?
Auf Waldboden, am liebsten auf einem lockeren Nadelwaldboden, den man bspw. im Pfälzer Wald findet. Das ist eine weiche, federnde Schicht, auf der ich gerne laufe. Es riecht dort auch gut und das Barfußlaufen fühlt sich toll an.
Gibt es Parkruns, bei denen du nicht mitmachst, weil auf dem Untergrund kein Barfußlaufen möglich ist?
Es gibt Parkruns, die gut zum Barfußlaufen geeignet sind und es gibt welche mit geschotterter Strecke, auf denen ich nicht so gerne laufe. In Mannheim-Neckarau ist der Weg am Rhein geschottert, aber nach der Wende laufe ich gerne durch den Waldpark. Auf der Bahnstadtpromenade in Heidelberg besteht die Parkrun-Strecke nur aus Asphalt. Darauf kann ich zwar gut laufen, aber das Laufen langweilt mich auch etwas, weil der Untergrund nicht wechselt.
Was würdest du einem Läufer empfehlen, der mit dem Barfußlaufen beginnen möchte?
Auf den Körper hören und langsam anfangen. Es ist auch wichtig, auf die richtige Bewegung zu achten. Dann sollte man anfangs nur ein bis zwei Kilometer laufen. Hier in Heidelberg sind einige Läufer den Parkrun mit Schuhen gelaufen. Auf dem Nachhauseweg haben sie die Schuhe ausgezogen und sind ein bis zwei Kilometer barfuß gelaufen. Das ist eine gute Methode, um reinzukommen. Danach kann man sich steigern und immer mehr Kilometer laufen. Ich bin auch schon eine Halbmarathon-Distanz barfuß gelaufen.
Was war die längste Strecke, die du barfuß zurückgelegt hast?
Neben dem erwähnten Halbmarathon bin ich auch schon 25 bis 30 Kilometer gewandert. Das war aber anstrengend für die Füße, weil ich querfeldein auf verschiedenen Untergründen unterwegs war. Ich hatte danach Schmerzen und habe meine Füße durch ein Fußbad gepflegt. Ich hatte auch Blasen, weil ich es übertrieben hatte, ohne vorher dafür trainiert zu haben.

Was ist deine Bestzeit beim Parkrun?
Ich bin in Heidelberg mal 24 Minuten und ein paar Sekunden gelaufen. Das war vor zwei Jahren. Ein bisschen Ehrgeiz ist zwar dabei, aber eigentlich ist mir die Zeit nicht so wichtig. Ich will sie nur wissen, um beurteilen zu können, auf welchem Leistungsstand ich bin. Da beim Parkrun die Distanz immer gleich ist, ist es für mich interessant zu wissen, wie fit ich bin.
Die Wahrnehmung kann sich auch unterscheiden. Manchmal kommt mir die Strecke lang vor, manchmal aber auch eher kurz. Es kommt auch vor, dass ich der Meinung bin, schnell zu sein und am Ende ist die Zeit eher mäßig. Manchmal kommt mir mein Tempo langsam vor, es ist aber nicht so. Die 5-Kilometer-Strecke beim Parkrun ist für mich eine Art Kalibrierung. Alles unter einer halben Stunde ist für mich gut. Wenn ich das nicht schaffe, bin ich krank.
Wie sind deine Erfahrungen als Barfußläufer?
Ich habe das Gefühl, dass ich in Heidelberg und überall sonst als Barfußläufer gut aufgenommen werde. Es gibt viele Leute, die das toll finden und auch machen wollen. Wir hatten in Heidelberg ein Barfuß-Special, bei dem die Läufer das Barfußlaufen ausprobieren konnten. Einige stellten fest, dass sie gut damit zurechtkamen.
Im Alltag ist es schwieriger. Viele machen sich Sorgen, was die Freunde denken, wenn sie barfuß unterwegs sind. In der Corona-Zeit bin ich ein Jahr lang ohne Schuhe gelaufen. Ich habe dadurch gelernt, die Meinungen anderer zu akzeptieren, mich aber nicht von meinem Weg abbringen zu lassen. Die meisten Menschen finden das Barfußlaufen gut und wollen es auch mal ausprobieren. Es gab bisher nur wenig negatives Feedback. Manche finden es eklig oder fragen mich, ob ich mir keine Schuhe leisten kann. Das sind blöde Sprüche, die mir aber egal sind.
Vielen Dank für das Interview.


Ein Kommentar
Eva
Uiii, Barfußlaufen, das finde ich ja prima.
Aber das wäre nix für mich, ich jammere ja schon, wenn ich im Gras laufe, dass ich hier in etwas reintreten könnte.
Zudem wird doch die Hornhaut immer schlimmer, oder?
Hab ein schönes Wochenende, ich muß mal bei dir stöbern.
Grüße Eva