Dämmermarathon
Laufberichte

Mannheimer Dämmermarathon 2022

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Da ich in Mannheim wohne, ist der hier stattfindende Dämmermarathon immer ein Höhepunkt in meinem Laufjahr. Gleichzeitig war es mein 13. Marathon. Ob mir diese Zahl Glück oder Unglück gebracht hat, erfahrt ihr in diesem Laufbericht.

Die Strecke des Dämmermarathons

Jahrelang war es Tradition, dass der Dämmermarathon zwar in Mannheim startete, nach der Halbmarathonmarke aber über eine Brücke ins angrenzende Ludwigshafen führte. Dort wurde eine längere Runde gedreht und erst kurz vor dem Zieleinlauf ging es wieder nach Mannheim.

In diesem Jahr war das aber anders. Die Kosten für die Streckensicherung in der Nachbarstadt hatten sich verdreifacht. Deshalb wurden beim Dämmermarathon 2022 zwei Runden in der Quadratestadt gedreht. Für die einheimischen Läufer war das nicht schlecht, denn dadurch wurde der Stimmungshöhepunkt im Stadtteil Seckenheim zweimal durchquert. Freunde und Bekannte konnten die Marathonis somit doppelt anfeuern.

Vor dem Start

Die Ausgangslage vor dem Dämmermarathon

Am Sonntag vor dem Dämmermarathon war ich noch beim Treppenmarathon in Radebeul am Start und hatte den Sherpa 25 mit einer für mich guten Platzierung gefinisht. Ich war mir nicht sicher, welchen Einfluss dieser Lauf auf meinen Start beim Dämmermarathon haben würde. 6 Tage Pause waren natürlich wenig, aber ich fühlte mich gut erholt und auch der Muskelkater, der mich 3 Tage geplagt hatte, war verschwunden. Wenn es gut lief, brachte mir der Treppenlauf sogar einen zusätzlichen Trainingseffekt. Es bestand aber auch die Gefahr, dass die Erholung zu kurz war und ich im Laufe des Marathons einbrechen würde.

Ich überlegte noch, ob ich kurzfristig auf den Halbmarathon umbuchen sollte. Ich verwarf den Gedanken aber schnell wieder, denn ich wollte unbedingt den Marathon laufen und wenn möglich wieder unter 4 Stunden finishen.

Ein Junge mit Sonnenstich

Wie der Name schon sagt, sind die Läufer beim Dämmermarathon in der Abenddämmerung unterwegs. Der Start ist allerdings noch im Hellen und am Samstagabend betrug die Temperatur immerhin noch 25° C. Als ich auf dem Weg zum Start war, lief gerade der Mini-Marathon (4,2 km) für Schüler. Ein Mädchen sprach mich an. Da wäre ein Junge, dem es nicht gut gehen würde, ob ich ihn mit zum Startbereich nehmen könnte. Tatsächlich, da stand ein 11-jähriger Junge, der sich an eine Betonabsperrung lehnte. Er hatte ein hochrotes Gesicht und fühlte sich nicht gut. Ich gab ihm was zu trinken.

Auf dem Weg zum Startbereich erzählte er mir, dass er morgens bereits ein Fußballspiel gemacht hatte und jetzt noch beim Mini-Marathon mitlaufen wollte. Unterwegs sei ihm schlecht geworden. Er konnte nur langsam gehen. Ich fragte einen weiblichen Streckenposten ob Sanitäter in der Nähe wären. Es war niemand da, aber sie könne Hilfe rufen, sagte mir die Frau. Da der Startbereich nicht mehr weit war, gingen wir weiter.

Wir drängten uns durch die Menschenmasse. Da waren 2 Sanitäter vom ASB (Arbeiter-Samariter-Bund). Ich übergab ihnen den Jungen und versprach ihm seinem Vater Bescheid zu geben, der beim Team-Marathon starten wollte. Ich ging zum Helpdesk und fragte, ob sie ihn ausrufen lassen könnten. Das war technisch aber nicht möglich. Zum Glück traf ich noch einen Teamkollegen des Vaters, der ihm Bescheid sagen wollte. Jetzt war alles geklärt und ich konnte mich auf dem Weg zum Startblock machen.

Wo ist der Pacemaker?

Noch eine Viertelstunde bis zum Start. Im Startblock standen einige Pacemaker, aber die beiden angekündigten 4 Stunden-Tempomacher waren nirgendwo zu sehen. Noch 2 Minuten bis zum Start, da tauchte zumindest einer der Pacemaker auf und stellte sich an die Spitze des Startblocks. Wie er mir danach erzählte, half er noch bei der Startnummernausgabe aus und verabschiedete sich dort etwas zu spät.

Das Rennen

Die erste Hälfte

Um 19 Uhr war der Start des Marathons, 10 Minuten danach gingen die Halbmarathonis auf die Strecke. Als das Startsignal ertönte, ließ ich dem Pacemaker einige Meter Vorsprung und lief dann auch über die Startlinie. Nach 500 Metern kam schon die erste Verpflegungsstelle, an der natürlich alle Läufer vorbeiliefen. Das frühe Auftauchen war seltsam, sie war wohl eher für die 2. Runde gedacht. Der Pacemaker lief etwas zu schnell los. Für eine Zeit von unter 4 Stunden hätte ja eine Pace von 5:40 Minuten genügt. Der zweite Kilometer war aber bereits nach 5:25 Minuten zu Ende.

Nach 3,5 Kilometern kam bereits die nächste Verpflegungsstelle. Entgegen meiner Gewohnheit nahm ich mir einen Becher Wasser. Es war heiß, da konnte etwas Abkühlung nicht schaden.

In Neuostheim stand ein Mädchen am Straßenrand, das die Hand ausstreckte. Ich wollte sie abklatschen, da riss mir jemand von hinten die Hand weg. Es war der Fahrer des Führungsfahrrades, der dem schnellsten Halbmarathon-Läufer auf diese Weise Platz verschaffte. Vor Seckenheim liefen wir auf einem Radweg. Immer wieder wurden wir dazu aufgefordert, nach rechts auszuweichen, weil die Halbmarathonis vorbei wollten.

Dann liefen wir durch Seckenheim. Die Stimmung war wie immer bombastisch. Die Leute standen massenhaft am Straßenrand und feuerten die Läufer an, egal ob sie sie kannten oder nicht. Ein Anwohner hatte sogar einen Rasensprenger aufgestellt, der die unter dem Wasserstrahl durchlaufenden Läufer etwas abkühlte. Am Ende von Seckenheim stand eine Verpflegungsstelle. Ich bediente mich und verlor etwas Zeit. Ich konnte den Pacemaker aber wieder einholen.

Danach liefen wir über die Seckenheimer Landstraße. Die Straße ist sehr breit und zieht sich über mehrere Kilometer. Da gab es nur wenig Abwechslung. Der Pacemaker lief wieder etwas zu schnell, ich konnte ihm aber trotzdem folgen. Wir liefen jetzt direkt am Neckar vorbei. Einen Teil der Strecke war ich bereits vor 2 Wochen beim Neckar Run gelaufen.

Nach 20 Kilometern kamen wir wieder zu der Verpflegungsstelle an der die Läufer beim ersten Mal vorbeiliefen. Ich bediente mich, brauchte aber etwas zu lange. Ich verlor den Anschluss an den Pacemaker und lief langsam weiter. Nach 21 Kilometern schaute ich auf die Uhr: 1:59 h.

Die zweite Hälfte

Theoretisch wäre eine Zeit von unter 4 Stunden noch möglich gewesen. Aber ich merkte, dass das heute nicht drin war. Auf einmal fühlte ich mich total ausgebrannt. Körperlich ging es mir noch gut. Ich hatte keine Schmerzen und auch noch Kraft genug. Aber die mentale Stärke, die mich beim Bienwald-Marathon unter 4 Stunden laufen ließ und für eine gute Platzierung beim Treppenlauf sorgte, war plötzlich weg. Ich hatte keine Lust mehr zu laufen und hätte am liebsten aufgehört. Ein DNF kam aber natürlich nicht in Frage. Deshalb lief ich langsam weiter.

Nach 25 Kilometern legte ich die erste Gehpause ein. An der nächsten Wasserstelle blieb ich etwas länger stehen. Ich ärgerte mich mit einem Gel herum, das sich partout nicht öffnen lassen wollte. Währenddessen überholte mich der 4:15 h-Pacemaker. Ich ließ ihn vorbeiziehen.

Ab Kilometer 29 war ich fast nur noch am Gehen. Nur ab und zu lief ich ein paar Meter. In Seckenheim war deutlich weniger los als in der ersten Runde. Die Zuschauer feuerten mich an. Ich tat ihnen den Gefallen und lief ein paar Schritte, dann ging ich wieder weiter. Hinter Seckenheim überholte mich der 4:30 h-Pacemaker. Dann kam wieder die Seckenheimer Landstraße. Inzwischen war es dunkel geworden. Ich war fast allein. Nur ab und zu überholte mich ein langsam dahin laufender Läufer. Normalerweise wären die nicht an mir vorbei gekommen. Aber da ich fast nur noch ging, waren alle, die liefen, natürlich schneller als ich.

Bei Kilometer 35 tauchte der 4:45 h-Pacemaker mit einer einzelnen Begleiterin auf. Ich lief ein paar Meter. Dann verfiel ich wieder ins Gehen und der Pacemaker zog an mir vorbei. Einige Minuten später bemerkte ich wieder einen Pacemaker. Trug der etwa schon die 5 h-Fahne? Nein, es war nur die zweite 4:45 h-Pacemakerin, die wohl etwas zu langsam war. Auch sie lief an mir vorbei.

Als ich am 39 km-Schild vorbei ging, schaute ich auf die Uhr. 4:29 Stunden waren seit dem Start vergangen. Wenn ich jetzt durchlaufen würde, könnte ich immerhin noch unter 4:50 Stunden bleiben. Ich lief los und auf einmal ging es wieder. Ich überholte einige Läufer und zog auch an der 4:45 h-Pacemakerin vorbei. Auf einmal machte das Laufen wieder Spaß. Ich hatte wieder ein Ziel und kam auf Touren. Ich lief an vielen Läufern vorbei, die mich zuvor überholt hatten. Den letzten Kilometer lief ich sogar in einer Pace von unter 5:30 h. Nach 4:49 Stunden überquerte ich die Ziellinie.

Die Finisher-Medaille beim Dämmermarathon

Mein Fazit zum Dämmermarathon

Meine Leistung

Es war heiß, der Pacemaker war teilweise zu schnell, die Halbmarathonläufer drängelten und die Verpflegungspunkte waren schlecht verteilt. All das spielte für meine ungenügende Leistung aber keine Rolle. Die Wahrheit war viel einfacher. Ich hatte mich übernommen. Nach dem anstrengenden Treppenlauf waren 6 Tage Pause viel zu wenig. Körperlich ging es mir zwar gut, aber mental war ich total ausgelaugt. Nach der Hälfte des Rennens hatte ich die Freude am Laufen verloren und sie erst kurz vor Schluss wieder entdeckt.

Im Nachhinein gesehen liegt der Fehler klar auf dem Tisch. Ich hätte auf den Marathon verzichten und nur den Halbmarathon laufen sollen. Da wäre ich auf jeden Fall eine ordentliche Zeit gelaufen.

Was bringt die Zukunft?

Für die nächste Zeit habe ich keine längeren Rennen eingeplant. Die einzige Ausnahme: In 5 Wochen bin ich beim Rodgau-Ultra (Distanz: 50 km) am Start. Bis dorthin dürfte ich mich aber erholt haben und werde hoffentlich eine bessere Leistung als beim Dämmermarathon bringen.

Den nächsten Marathon will ich erst wieder im Herbst laufen. Wo ich an den Start gehe, weiß ich noch nicht genau. Ich will mich dafür aber auf alle Fälle besser vorbereiten als für den Dämmermarathon.

Die Orga

Ein paar Worte möchte ich noch über die Orga des Dämmermarathons verlieren. Generell war sie gut. Einige Kritikpunkte gab es aber dennoch:

Die Verpflegungsstationen

Mein Hauptkritikpunkt betrifft die schlechte Verteilung der Verpflegungsstationen. Auf der ersten Hälfte der Runde gab es 4 Verpflegungs- und Wasserstellen, auf der zweiten Hälfte nur noch 2. Zwischen Kilometer 31 und dem Ziel gab es lediglich eine Wasserstelle. Gerade auf den letzten, sehr belastenden Kilometern wäre eine weitere Verpflegungsstelle sinnvoll gewesen.

Die Startreihenfolge

Die schnelleren Halbmarathonis nur 10 Minuten hinter den Marathonläufern starten zu lassen, war sicher keine gute Idee. Es war klar, dass die Halbmarathonis bereits nach wenigen Kilometern auf die Marathonläufer auflaufen würden. Das war für beide Läufergruppen keine gute Lösung. Beim nächsten Dämmermarathon sollten entweder die Halbmarathonis zuerst starten oder der zeitliche Abstand beim Start größer sein.

Die Pacemaker

Die Pacemaker waren nicht gut organisiert. Normalerweise ist es so, dass sie sich vor dem Start treffen, ein Gruppenfoto machen und sich abstimmen. Das Foto kann natürlich entfallen, aber die Abstimmung wäre schon wichtig gewesen. Das 4 h-Zeitziel haben viele Läufer. Dementsprechend wichtig wären 2 Pacemaker für diese Zielzeit gewesen. Angekündigt waren sie auch, aber es war nur einer im Startblock und der kam erst im letzten Moment. Wenn der nur 5 Minuten später gekommen wäre, wäre beim Dämmermarathon kein 4 h-Pacemaker dabei gewesen.

Die Laufmesse

Der einzige Stand auf der Laufmesse des Dämmermarathons

Ansonsten ließe sich noch bemängeln, dass die angekündigte Laufmesse aus nur einem Stand bestand. Dort wurden ausschließlich Laufshirts verkauft, die die meisten Läufer sicherlich massenweise zu Hause rumliegen haben.

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung 😉

2 Kommentare

  • Talianna Schmidt

    Hallo!
    Die fehlenden Verpflegungsstationen insbesondere auf dem Teil der zweiten Runde, den die Marathonis nicht mit den Halbmarathonis teilten, fand ich auch schwierig. Gerade dort hätte ich – eher zum Aufrechterhalten der Motivation – auch gerne noch Wasser oder besser noch was Isotonisches genommen, denn meine Eigenverpflegung am Gürtel war leer.
    Die Pacer weiter vorne wirkten auf mich besser organisiert, aber schon im Startblock fiel mir auf, dass sich die 3:15er-Pacer ein wenig über die mangelnde Abstimmung der Pacer untereinander mokierten und sich fragten, warum die 3:30er-Pacer ohne auch nur ein Wort zu sagen sich vor den beiden Herren mit der 3:15er-Fahne einordneten. Über das Tempo der Pacer kann ich wenig sagen, da ich mich das ganze Rennen über zwischen 3:15 und 3:00 aufhielt.
    Entsprechend kamen die sehr schnellen Halbmarathonis später bei mir an, aber auch da war ich schon ein bisschen irritiert – eigentlich hätte ich gedacht, man startet besser zuerst die schnellen Zehner, dann die schnellen Halbmarathonis, dann den Marathon und zuletzt die Leute, die eine langsame Zielzeit auf den Unterdistanzen angegeben haben … aber das ist vermutlich zu kompliziert. Für den Veranstalter hat’s ja den Vorzug, dass er zehn, fünfzehn Minuten kürzer die Strecke absperren muss, wenn die Marathonis zuerst starten. Aber für uns auf der Strecke ist das natürlich doof.
    Es freut mich zu lesen, dass Du trotz der mentalen Tortur gefinisht hast und auch nach kurzem Zweifel die Lauffreude wieder hast!
    Viele Grüße
    Talianna

    • Erik

      Wie ich im Nachhinein gehört habe, haben viele Läufer an der letzten Verpflegungsstation nach Cola gefragt, das es aber leider nicht gab.

      Herzlichen Glückwunsch noch zu deiner Leistung. Eine Zeit unter 3:10 Stunden und Platz 3 bei den Frauen ist wirklich top 🙂

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