Mount Everest Treppenmarathon 2022
Einige Lauffreunde reagierten skeptisch, als ich ihnen erzählte, dass ich beim Mount Everest Treppenmarathon in Radebeul starten will. Von einem Treppenlauf hatten sie noch nie gehört, geschweige denn einen mitgemacht. Ich hatte mich bereits im Oktober letzten Jahres dafür angemeldet, zwar nur für die kürzeste Distanz, aber ich hatte mir fest vorgenommen, den Lauf zu finishen. In diesem Laufbericht erfahrt ihr, ob ich mein Ziel erreichte oder ob meine Lauffreunde mit ihren Zweifeln Recht behielten.
Inhaltsverzeichnis
Die Strecke
Die Treppe
Die Spitzhaustreppe, auf der der Treppenmarathon stattfand, hat 397 Stufen aus Natursandstein. Sie ist in 55 Abschnitte aufgeteilt. Von oben gesehen bestehen die ersten 52 Abschnitte aus jeweils 7 Stufen. Die 3 untersten Abschnitte haben jeweils 11 Treppenstufen. An einigen Stellen gibt es Bänke, auf denen sich die Läufer ausruhen können. Im oberen Drittel gibt es eine Abzweigung, die zu einem Feldweg führt. Dort waren die Ersthelfer platziert.
Die Laufstrecke
Nach dem Start liefen die Läufer 100 Meter hangabwärts auf einem Kopfsteinpflaster um die Treppe zu erreichen. Am Ende der Treppe liefen sie auf einer Asphaltstraße noch 200 Meter bergab. Dort stand ein Auto, das als Wendemarkierung diente und umrundet werden musste. Danach liefen sie die gleiche Strecke wieder zurück.
Die Verpflegungsstelle
Direkt nach dem Start bzw. vor dem Ziel stand die Verpflegungsstelle. Die Läufer konnten sich somit vor dem Rundenende bzw. am Anfang einer jeden Runde verpflegen.
Meine Kleidung
Bei einer Außentemperatur von ca. 18° C bin ich wie fast alle Läufer in einem kurzen Shirt und in einer kurzen Hose gelaufen. Außerdem trug ich an der rechten Hand einen Fahrrad-Handschuh.
Mein Ziel beim Treppenmarathon
Ich hatte mich für die kürzeste Distanz des Treppenmarathons angemeldet, den Sherpa 25. Ich musste also 25 Mal die Treppe runter- und wieder hochlaufen. Das waren pro Richtung 9.925 Stufen. Von der Länge her waren es 21,1 Kilometer mit 2.212 Höhenmetern.
Da ich noch nie bei einem Treppenlauf mitgemacht hatte, setzte ich mir kein festes Zeitziel, sondern wollte den Wettbewerb nur in einem körperlich möglichst guten Zustand finishen 🙂 Ich hatte mir aber ausgerechnet, dass ich, wenn alles gut laufen würde, zwischen 4 und 4,5 Stunden brauchen würde.
Das Rennen
Der Start
Ich hatte mir vorgenommen vorsichtig zu starten und sortierte mich deshalb am Ende des Startblocks ein. Punkt 10 Uhr ertönte der Startschuss. Ich lief langsam los und versuchte möglichst hinten zu bleiben. Mir war wichtig mich erst ein wenig mit der Treppe vertraut zu machen. Das Abwärtslaufen klappte auch gut. Nach der Treppe lief ich die 200 Meter bergab und umkurvte das Auto. Das war technisch schon etwas anspruchsvoll. Ich musste aus vollem Lauf abbremsen, 3 Schritte zur Seite laufen und dann den Hang wieder hoch. Es klappte aber gut und ich lief zum ersten Mal die Treppe hoch.
Das Hochlaufen war doch etwas zäh. Wie im Training ausprobiert, lief ich jede Stufe einzeln hoch. Nach dem Aufstieg lief ich an der Verpflegungsstelle vorbei und überquerte zum ersten Mal die Zielmatte. Die erste Runde hatte ich geschafft. Ich hatte knapp 10 Minuten gebraucht. War doch gar nicht so schlimm gewesen. In der zweiten Runde lief ich etwas mutiger los und brauchte nur wenig mehr als 9 Minuten.
Eine neue Technik
Nach einigen Runden merkte ich aber, dass meine Technik beim Hochlaufen alles andere als optimal war. Ich sah mir an, wie die anderen Läufer die Treppe hochliefen. Einige nahmen 2 Stufen auf einmal und zogen sich am Geländer hoch. Das probierte ich auch aus und es klappte besser als in den ersten Runden.
Nach und nach perfektionierte ich meine Technik. Mit dem linken Fuß auf die erste Stufe, mit der linken Hand auf dem Oberschenkel abstützen, dann den rechten Fuß auf die übernächste Stufe aufsetzen und mit der rechten Hand am Geländer hochziehen. So klappte es am besten.
Mein Ehrgeiz erwachte
Nachdem ich meine Hochlauftechnik optimiert hatte, wagte ich einen ersten Blick auf den Ergebnismonitor. In meiner 30 Starter umfassenden Gruppe lag ich auf dem 9. Platz. Ich war Neunter!!! Ich konnte es nicht glauben. Ich wollte doch eigentlich nur auf Ankommen laufen. Jetzt erwachte mein Ehrgeiz. Den 9. Platz wollte ich unbedingt halten, vielleicht sogar noch etwas verbessern. 2 Runden später war ich 8. Weitere 2 Runden danach zeigte mir der Monitor eine 7 hinter meinem Namen ein. Wahnsinn.
Die Hälfte des Rennens war jetzt vorüber und ich achtete beim Hochlaufen darauf, dass ich möglichst wenig Zeit verlor. Ich wollte auf keinen Fall überholt werden.
Während ich am Anfang an der Verpflegung in jeder Runde nur ein paar Schlucke Wasser getrunken hatte, griff ich jetzt auch zu fester Nahrung. Ich nahm mir ein Stück Wassermelone, eine geviertelte Pellkartoffel, einen Apfelschnitz oder 2-3 Fruchtgummis. Das konnte ich alles während des Runterlaufens bequem verzehren. Dabei konnte ich mich etwas erholen, denn das Hochlaufen mit meiner neuen Technik war zwar schneller, kostete aber auch deutlich mehr Kraft als vorher.
19 Runden hatte ich jetzt geschafft. Ich musste nur noch sechsmal die Treppe hoch. So allmählich machte sich die Belastung bemerkbar. Die Rundenzeiten wanderten von bisher 10 Minuten in Richtung 10:30 Minuten. 3 Stunden Treppenlaufen hatte ich hinter mir. Nur noch etwas mehr als 1 Stunde, dann hatte ich es geschafft. Der Körper wollte beim Hochlaufen etwas langsamer machen, aber der Geist weigerte sich. Ich wollte unbedingt meine Platzierung halten.
Die Medaillenübergabe
Die 25. Runde war angebrochen. Ich lief zum letzten Mal die Treppe herunter, da hörte ich wie eine Helferin meine Startnummer flüsterte: 3015. Aha, sie machte sich für die Medaillenübergabe bereit. Ich lief zum letzten Mal zum Wendepunkt und umrundete das Auto. Jetzt noch einmal den Hügel hochlaufen. Ein paar Stufen noch. Da wartete die Helferin um mir meine Medaille umzuhängen. Ich bedankte mich und lief zum letzten Mal die Treppe hoch. Einige entgegenkommende Läufer sahen die Medaille und gratulierten mir.
Jetzt hatte ich die letzte Stufe geschafft und lief die letzten Meter bis zur Ziellinie. Einige Helfer an der Verpflegung standen Spalier und klatschten. Der Moderator beglückwünschte mich über sein Mikrofon. Ich hatte den Treppenmarathon gefinisht 🙂
Nach dem Treppenmarathon
Nach dem Zieleinlauf ging ich ins Umkleidezelt, trank ein paar Schlucke und erholte mich. Körperlich ging es mir gut, ich hatte keine Schmerzen und war nur etwas erschöpft. Ein Blick auf die Ergebnisliste zeigte mir, dass ich in meiner Gruppe auf Platz 7 gelandet war. In der Gesamtwertung aus 2 Gruppen wurde ich 13. von 56 Läufern. Das war für mich ein tolles Ergebnis, mit dem ich niemals gerechnet hätte 🙂
Fragen und Antworten zum Treppenmarathon
Vor und nach dem Treppenmarathon wurden mir zahlreiche Fragen dazu gestellt. Damit dieser Laufbericht nicht zu lang wird, beantworte ich diese morgen in einem zweiten Artikel: Fragen und Antworten zum Treppenlauf. Darin erfahrt ihr unter anderem, wie ich auf die Idee gekommen bin an einem Treppenlauf teilzunehmen, wie ich dafür trainiert habe und wie es mir die Tage danach ging.
Wenn ihr eine Frage zum Treppenmarathon habt, die ich beantworten soll, könnt ihr sie gerne in die Kommentare schreiben.