Spendenlauf im Fitnessstudio
Interview,  Laufberichte

Spendenlauf im Fitnessstudio

()

Ein Spendenlauf im Fitnessstudio ist sicher ungewöhnlich, zumal ich ja eigentlich lieber in der freien Natur laufe. Aber wenn es um den guten Zweck geht, traue ich mich auch mal aufs Laufband.

Bei dem Spendenlauf geht es um den 9-jährigen Marten. Er ist Autist und braucht einen Therapiehund. Um diesen zu finanzieren, haben die Stiftung Athletes for Charity und das Fitnessstudio CleverFit Lampertheim ein gemeinsames Projekt gestartet. Für jeden auf dem Laufband gelaufenen Kilometer spenden beide Institutionen jeweils einen Euro.

Der Spendenlauf

Am Eingang des Fitnessstudios bekam ich ein Vorhängeschloss ausgehändigt, für das ich ein Pfand hinterlegen musste. Ich musste keine Adresse angeben und auch kein Formular ausfüllen. Für die Charity-Aktion standen vier Laufbänder zur Verfügung, die mit einem Schild gekennzeichnet waren. Ich musste nicht lange warten und konnte direkt loslegen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, mindestens sechs Kilometer zu laufen. Nach 20 Minuten kam ein kleines Mädchen zu mir und fragte mich, wie lange ich noch laufen möchte. Ich habe den Lauf dann auf fünf Kilometer verkürzt – ein Laufband-Parkrun sozusagen 😉 – und das Mädchen vorgelassen. Für den Spendenlauf ist es ja egal, wer die Kilometer läuft.

Mein Laufband-Parkrun

Nach dem Lauf ging ich in die Umkleidekabine und wollte duschen. Leider funktionierte die Dusche nicht. Ein Sportler erklärte mir, dass ich dafür eine Marke bräuchte. Als Gast hatte ich die natürlich nicht. Netterweise schaltete er mir die Dusche frei. Frisch geduscht konnte ich das Interview mit Marvin führen, dem Vater von Marten.

Marvin, der Vater von Marten

Das Interview

Marvin ist 37 Jahre alt und Teilhaber einer Weingüteragentur. Er hat 5,5 Jahre Kampfsport betrieben, ist zurzeit aber sportlich nicht aktiv. Er beantwortete mir einige Fragen über Marten und den Spendenlauf.

Welche Störung hat Marten?

Marten ist im Autismus-Spektrum. Es war früh ersichtlich, dass er nicht neurotypisch ist. Er hat mit 2,5 Jahren noch kein Wort gesprochen. Er konnte nicht mal „Mama“ und „Papa“ sagen. Im Alter von 3,5 Jahren wurde die Diagnose frühkindlicher Autismus gestellt. Das ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung. Er hat eine Neurodivergenz. Sein Gehirn tickt etwas anders als die Gehirne anderer Menschen.

Marten besucht eine integrative Schule. Das ist eine Sprachförderschule. Sie ist ausgelegt auf Kinder mit einer körperlichen oder geistigen Behinderung. Es sind sieben Kinder in der Klasse, die von zwei bis drei Lehrkräften unterrichtet werden. Damit wird ein sehr individuelles Lernumfeld für ihn geschaffen. Es ist besser für ihn, weil er mit den vielen Eindrücken einer normalen Schule nicht zurechtkäme. Bei Autismus ist es generell so, dass Betroffene mehr Geräusche und optische Eindrücke aufnehmen. Irgendwann führt es zu einer Überforderung.

Marten geht wenig aus dem Haus. Er bleibt lieber zu Hause, weil das sein geschütztes Umfeld ist. Alles, was draußen ist, ist für ihn mit Unsicherheit verbunden.

Ein Therapiehund kostet bis zu 15.000 Euro.

Marvin

Inwiefern würde Marten von einem Therapiehund profitieren?

Es kommt darauf an, wie der Hund trainiert wird. Grundsätzlich ist es so, dass er Marten helfen würde, sich selbst zu regulieren. Der Hund könnte ihm helfen, wenn er einen Wutanfall hat. Das kommt bei Autisten öfters vor, wenn sie mit einer Situation überfordert sind. Der Hund würde auf ihn zugehen. Er würde sich auf Marten drauflegen, damit er ein Gewicht spürt und sich dadurch beruhigt. Dadurch wird das Nervensystem heruntergeholt.

Im Verkehr hat Marten kein Gefahrenempfinden. Er würde, ohne zu gucken, über eine Straße laufen. Auch da könnte ihm ein Hund helfen. Er kann ihn auch bei der Gefahrenabwehr und Selbstregulation unterstützen. Er soll ihm Sicherheit im Alltag geben, damit Marten Situationen bewältigen kann, von denen er ansonsten überfordert wäre.

Was kostet ein Therapiehund?

Der Preis liegt zwischen 10.000 und 15.000 Euro. Die Ausbildungsdauer liegt zwischen einem und drei Jahren. Es gibt eine zwölfmonatige Grundausbildung. Danach gibt es eine individuelle Abstimmung auf Marten. Das dauert nochmal einige Monate. Marten ist an einigen Wochenenden vor Ort. Er trainiert zusammen mit dem Ausbilder und dem Hund.

Kann Marten den Hund mit in die Schule nehmen?

Da es sich um einen Therapiehund handelt, darf er ihn mit in die Schule nehmen. Deshalb können wir auch keinen normalen Hund für ihn besorgen. Es muss ein Therapiehund sein. Er dürfte mit ihm sogar ins Flugzeug oder in den Supermarkt. Er darf ihn überall hin mitnehmen, weil er für ihn ein medizinischer Begleiter ist.

Übernimmt die Krankenkasse einen Teil der Kosten?

Nein, sie bezahlt nichts. Obwohl ein Therapiehund Marten und uns als seinen Eltern das Leben vereinfachen würde, ist er aus Sicht der Krankenkasse nicht unbedingt notwendig. Auch die monatlichen Kosten wie Futter müssen wir selbst tragen.

Marvin und ich beim Interview

Mit welchem Erlös rechnet ihr durch den Spendenlauf?

Der Chef des Fitnessstudios rechnet damit, dass etwa 1.000 Euro zusammenkommen. Meine Frau hat noch Sponsoren angesprochen. Es gibt bspw. einen Hilfsfonds von Mercedes-Benz. Außerdem hoffen wir auf Spenden von Privatleuten.

Wie kam der Kontakt zu Athletes of Charity (A4C) zustande?

Meine Frau kennt Marco Steffan, den Präsidenten der Stiftung. Außerdem hat sie einen Freund, der sich bei A4C engagiert. Sie hat vor einem Jahr das erste Gespräch mit Marco Steffan geführt. Er hat Marten kennengelernt und danach seine Hilfe zugesagt. Wir mussten allerdings etwas warten, weil noch andere Aktionen liefen, die zuerst beendet werden mussten. A4C hat den Kontakt zu dem Fitnessstudio hergestellt.

Was würdest du dir für Autisten noch wünschen?

Bei Autisten ist ihre Erkrankung nicht offensichtlich. Man sieht ihnen ihre Störung nicht an. Deshalb wäre es generell gut, wenn wir mehr Verständnis für Menschen in unserem eigenen Umfeld aufbringen würden. Davon würden auch Autisten profitieren. Wenn sie aufgrund einer Überforderung bspw. im Supermarkt ausrasten, machen sie das nicht, weil sie das möchten. Sie können einfach nicht anders. So gibt es auch viele andere Menschen, die sich ungewohnt verhalten und unser Verständnis benötigen.

Vielen Dank für das Interview.

Unterstützung des Spendenlaufs

Wenn ihr den Spendenlauf unterstützen möchtet, könnt ihr heute (21. März 2025) bis um 22 Uhr oder morgen von 8 bis 13 Uhr zum Fitnessstudio CleverFit nach Lampertheim fahren und dort einige Kilometer auf dem Laufband zurücklegen. Falls euch der Weg zu weit ist oder ihr keine Zeit habt, könnt ihr auch gerne etwas spenden. Die Bankverbindung findet ihr auf der Spendenseite von A4C. Als Verwendungszweck gebt ihr bitte „Marten“ an. Zusätzlich zu den von mir erlaufenen 10 Euro habe ich auch noch etwas gespendet.

Meine Meinung zum Spendenlauf

Für mich ist so ein Spendenlauf eine tolle Sache. Einerseits kann ich mich sportlich betätigen, andererseits tue ich damit auch etwas für einen guten Zweck. Und Marten freut sich bestimmt, wenn er einen Therapiehund erhält, der ihm hilft, sich besser im Leben zurechtzufinden.

Nachtrag: Beim Spendenlauf wurden 980 Kilometer gelaufen. Die Sponsoren haben auf 1.100 Kilometer aufgerundet. Dadurch und durch private Spenden kamen insgesamt 2.500 Euro an Spendenerlösen zusammen.

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung / 5. Anzahl Bewertungen:

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut mir leid, dass der Beitrag nicht gefallen hat.

Wie könnte ich diesen Beitrag verbessern?

PS: Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann nutze bitte die Buttons, um ihn mit der ganzen Welt zu teilen.

Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung 😉

2 Kommentare

  • Sari

    1 Euro klingt erst einmal nach gar nicht so viel, aber wenn viele mitmachen und laufen, kommt sicherlich einiges zusammen. Ich drücke die Daumen, dass die Aktion erfolgreich verläuft!

    • Erik

      So ganz wenig ist es nicht. Es sind 2 Euro pro Kilometer. 1 Euro spendet das Fitnessstudio und 1 Euro Athletes for Charity. Wenn man gemütlich läuft, schafft man in einer Stunde 8 Kilometer. Das sind 16 Euro. Bei vier Laufbändern wären das 64 Euo pro Stunde.

      Wenn ich das Endergebnis erfahre, poste ich es unter dem Artikel.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert