Negativer Split
Laufwissen

Was ist ein negativer Split?

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Wenn ihr euch im Fernsehen schon mal die Live-Übertragung eines Marathons angeschaut habt, hat der Moderator oder der Experte nach dem Zieleinlauf eines Läufers vielleicht mal den Begriff „negativer Split“ fallen lassen. In diesem Artikel erkläre ich, was damit gemeint ist.

Was ist ein Split?

Ein Split teilt einen Lauf in zwei Hälften auf. Bei einem Marathon ist die erste Hälfte die Strecke vom Start bis zur Halbmarathon-Markierung. Die zweite Hälfte geht von der Halbmarathon-Markierung bis zum Ziel. Dies ist vergleichbar mit den beiden Halbzeiten eines Fußballspiels.

Negativer Split

Ein negativer Split bedeutet, dass ein Läufer die erste Rennhälfte langsamer läuft als die zweite. Er spart also etwas Kraft für den zweiten Teil eines Marathons auf.

Positiver Split

Bei einem positiven Split läuft ein Läufer die erste Rennhälfte schneller als die zweite. Er verbraucht also am Anfang eines Marathons mehr Kraft, die ihm vielleicht am Rennende fehlt.

Faustregel 51:49

Eine gängige Faustregel besagt, dass ein Marathon mit einem negativen Split von 51:49 gelaufen werden soll. Der Vorteil dieser Taktik ist, dass ein Läufer sich am Rennanfang bremsen muss und nicht zu schnell loslaufen kann. Außerdem kann er in der zweiten Rennhälfte, wenn er schneller ist, andere Läufer überholen. Das ist natürlich motivierender als bei einem positiven Split. Bei dieser Taktik wird der Läufer am Rennende von anderen Läufern überholt.

Wie laufen die Profis?

Richten sich eigentlich auch die schnellsten Marathon-Läufer nach der Faustregel 51:49? Um diese Frage zu klären, habe ich mir die 10 letzten Ergebnisse des Berlin-Marathons herausgesucht (im Jahr 2020 fiel der Berlin-Marathon wegen Corona aus).

Split Berlin-Marathon 2014-2024
JahrLäufer1. Hälfte2. HälfteGesamtzeit1. Hälfte in %2. Hälfte in %Split
2024Milkesa Mengesha01:00:5701:02:2002:03:1749,44 %50,56 %positiv
2023Eliud Kipchoge01:00:2201:02:2002:02:4249,20 %50,80 %positiv
2022Eliud Kipchoge00:59:5101:01:1802:01:0949,40 %50,60 %positiv
2021Guye Adola01:00:4801:04:5702:05:4548,35 %51,65 %positiv
2019Kenenisa Bekele01:01:0501:00:3602:01:4150,20 %49,80 %negativ
2018Eliud Kipchoge01:01:0601:00:3302:01:3950,23 %49,77 %negativ
2017Eliud Kipchoge01:01:2901:02:0302:03:3249,77 %50,23 %positiv
2016Kenenisa Bekele01:01:1101:01:5202:03:0349,72 %50,28 %positiv
2015Eliud Kipchoge01:01:5301:02:0702:04:0049,91 %50,09 %positiv
2014Dennis Kimmetto01:01:4501:01:1202:02:5750,22 %49,78 %negativ

Wie ihr seht, gibt es in dieser auf dem Berlin-Marathon beruhenden Auswahl keine einheitliche Taktik. Sieben Marathongewinner sind einen positiven Split gelaufen, drei einen negativen Split. Die Läufe, bei denen die Differenz zu 50 % nur 0,2 Prozentpunkte oder weniger betrug, könnte man eigentlich auch als ausgeglichen bezeichnen.

Es stellt sich auch die Frage, ob die Läufer einer Taktik gefolgt sind. Waren die Rennverläufe also so geplant? Bei einem positiven Split kann es vielleicht so gewesen sein, dass der Läufer am Rennende das Tempo nicht mehr halten konnte. Bei einem negativen Split war es eventuell so, dass es am Ende des Marathons ein Duell zweier Läufer gegeben hat und der Sieger schneller gelaufen ist als ursprünglich geplant.

Mein Fazit zum negativen Split

Bei den Profis gibt es also keine einheitliche Tendenz, welchen Split sie laufen. Läufern, die 4 Stunden oder mehr für einen Marathon laufen, würde ich die 51:49-Taktik empfehlen. Wobei ich sagen muss, dass ich bei meinen eigenen Marathons selten einen negativen Split gelaufen bin. Gerade für Anfänger ist es auch nicht so einfach, sich auf den ersten Kilometern zu bremsen, um am Rennende noch genug Kraft für Überholungen zu haben.

Welchen Split lauft ihr?

Welche Taktik wendet ihr beim Marathon an? Strebt ihr einen negativen Split an? Oder lauft ihr einfach darauf los, ohne euch über eine Taktik Gedanken zu machen?

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung 😉

4 Kommentare

  • Christiane

    Finde ich schwer zu beantworten. Bin ja auch noch nie einen Marathon gelaufen. Jedoch, wenn ich einen laufen würde, würde ich auf jedenfall es irgendwie hinbekommen müssen, nicht zu schnell zu starten. Das jagt meinen Puls immer sofort hoch xD

    • Erik

      Ja, mit dem langsamen Starten tun sich die meisten Marathonis schwer. Auf den letzten Kilometern müssen sie dann leiden, weil ihnen die Kraft fehlt 🙂

    • Chris

      Hallo,

      zum negativen Split:
      Das wird oft empfohlen. Allerdings habe ich das nur bei meinem ersten Marathon so gemacht – da bin ich vorsichtig losgelaufen, da ich nicht einschätzen konnte wie arg der „Mann mit dem Hammer“ zuschlägt. Es war dann nicht ganz so arg wie befürchtet. Ich musste schon kämpfen – aber konnte noch ein wenig zulegen.
      Die nächsten Marathons bin ich näher an meiner Leistungsgrenze gelaufen und dann war es meist so, dass ich das angestrebte Tempo nicht ganz halten konnte. War aber zufrieden mit den Ergebnissen. Immerhin unter 4 Stunden.

      Ansonsten laufe ich inzwischen mehr Trailläufe. Öfters in etwa Marathondistanz oder knapp drüber. Aber da ist es ganz anders, das Tempo hängt sehr von Profil und Beschaffenheit der Strecke ab.

      Gruß von Chris

      • Erik

        Ja, vor dem Mann mit dem Hammer sollte man sich hüten. Das ist ein weiterer Grund, warum es empfehlenswert ist einen negativen Split zu laufen. Die Wahrscheinlichkeit ihm zu begegnen ist nicht so hoch wie bei einem positiven Split.

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