Erster Parkrun in Heidelberg
Parkrun,  Interview

Erster Parkrun in Heidelberg

()

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne“. Diesen Satz von Hermann Hesse nahmen sich am vergangenen Samstag viele Heidelberger Laufsportler zu Herzen. Sie wollten den Zauber einer Premiere erleben und kamen zahlreich zur Bahnstadt-Promenade. Dort fand der erste Parkrun in Heidelberg statt. Wie viele Läufer dabei waren und wie der Heidelberger Parkrun entstanden ist, erfahrt ihr in meinem Interview mit der Standortleiterin Isabel.

Ein ungewöhnlicher Parkrun

Der Parkrun an der Heidelberger Bahnstadt-Promenade ist insofern etwas ungewöhnlich, da die Strecke nicht durch einen Park führt. Der Weg führt an Wohnhäusern vorbei. Die Läufer teilen sich den asphaltierten Untergrund mit Radfahrern und Spaziergängern.

Bei der Premiere gab es keine Probleme. Ich war als Streckenposten dabei und wurde sogar von Radfahrern gefragt, ob sie warten müssten, bis der Lauf vorbei ist. Ich sagte ihnen, dass das nicht notwendig wäre. Sie sollten einfach langsam weiterfahren. Die Läufer würden auf sie Rücksicht nehmen.

Etwas ungewöhnlich ist auch, dass es noch kein festes Café gibt, in das die Läufer nach dem Parkrun einkehren. Bei den Vorbereitungsläufen haben sich die Läufer in einer Bäckerei versorgt. Ich denke aber, dass sich das bei den nächsten Läufen ändern und es auch in Heidelberg den für Parkrun typischen Cafébesuch nach dem Lauf geben wird.

Aber trotz dieser Besonderheiten war der erste Parkrun in Heidelberg ein großer Erfolg. 131 Menschen liefen, walkten oder spazierten auf der 5 km langen Strecke. Damit haben die Heidelberger auf Anhieb den Teilnehmerrekord des benachbarten Neckarau-Parkruns überboten.

Nach dem Parkrun hat mir die Standortleiterin Isabel Roth einige Fragen zum 56. deutschen Parkrun-Standort beantwortet.

Isabel ist 28 Jahre alt und läuft seit 3 Jahren regelmäßig. Beruflich ist sie als Marketing-Mitarbeiterin tätig. Sie hat bisher an 34 Parkruns teilgenommen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, in Heidelberg einen neuen Parkrun zu starten?

Es gab bereits vor der Corona-Pandemie eine Facebook-Gruppe „Bringing Parkrun to Heidelberg“. Ich hatte mich der Gruppe angeschlossen und als die Pandemie vorbei war, hat der Parkrun-Regionalbotschafter Christopher Greenaway in der Gruppe gefragt, wer gerne aktiv mitwirken würde. Ich habe mich als Helferin gemeldet. Eigentlich wollte ich nur helfen, es hat sich dann aber ergeben, dass ich Standortleiterin wurde.

Wann hat die Planung für den Parkrun in Heidelberg begonnen?

Das war im Februar dieses Jahres. Anfangs ging es nur langsam voran. Im Juli habe ich zusammen mit zwei anderen Parkrunnerinnen die Planung intensiviert. Wir haben uns jeden Sonntag um 9 Uhr getroffen und danach auch gefrühstückt. Dadurch hat sich eine Community gebildet. Wir waren uns anfangs unsicher, ob ein Parkrun in Heidelberg überhaupt angenommen wird.

Beim ersten Testlauf waren wir nur zu dritt. Aber dann wurden wir immer mehr und haben gemerkt, dass der Lauf Anklang findet. Später waren bis zu 15 Läufer dabei. Selbst bei Regen liefen viele mit. Bei den Probeläufen sind wir alle gelaufen. Es gab keine Streckenposten oder andere Helfer. Die einzige Ausnahme war zwei Wochen vor dem Start. Da gab es eine Generalprobe mit einem Helferteam und ungefähr 10 Läufern.

Wie seid ihr auf die Strecke gekommen?

Wir hatten anfangs die Neckarwiese ins Auge gefasst. Allerdings sind die Wege dort recht schmal. Außerdem gibt es dort viele Touristen, weil es in der Nähe der Altstadt ist. Wir haben in Heidelberg keine großen Parks. Wir haben viele kleine Parks, dort hätten aber 10 Runden gelaufen werden müssen, um die 5 Kilometer voll zu bekommen. Die Berge wollten wir auch nicht hochlaufen. Das wäre für Menschen mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer schwierig geworden.

Interview Isabel Roth
Interview mit Isabel Roth nach dem ersten Heidelberger Parkrun

Welche Kriterien musste die Strecke erfüllen?

Sie musste autofrei und flach sein. Wir haben uns auch am Ehrenfriedhof umgesehen. Dort war die Strecke aber sehr verwurzelt. Das ging gar nicht. Eine gute Anbindung an den Nahverkehr war uns auch wichtig. Außerdem sollte ein schönes Café in der Nähe sein.

Wie war die Zusammenarbeit mit Parkrun?

Ich hatte keinen direkten Kontakt zu Parkrun, sondern habe mit Christopher zusammengearbeitet. Auch die Ausrüstung wurde an ihn geschickt. Um die Genehmigung hat sich Jakub Fedorowicz gekümmert, der bei Parkrun für Deutschland zuständig ist.

Wer hat sich um die Genehmigung bei der Stadt gekümmert?

Das habe ich gemacht. Das war ziemlich unkompliziert. Die Stadt hat uns darauf hingewiesen, dass die Strecke in der Bahnstadt zu einem Radnetzwerk gehört. Sie haben vorgeschlagen, dass wir auf die in der Nähe liegenden Felder ausweichen. Dort gibt es aber Autoverkehr. Das wollten wir nicht. Die Stadt hat uns auch keine andere Strecke vorgeschlagen. Deshalb haben wir uns dann für die Bahnstadt-Promenade als Strecke für den Heidelberger Parkrun entschieden. Eine offizielle Genehmigung brauchten wir nicht und wir mussten auch keine Auflagen erfüllen.

Wie habt ihr Werbung für den Parkrun in Heidelberg gemacht?

Einige Tage vor dem Start hat die Rhein-Neckar-Zeitung einen Artikel über uns veröffentlicht. Plakate haben wir keine aufgehängt. Wir haben aber bei Facebook und Instagram für unser Projekt geworben. In Strava haben wir eine Gruppe eröffnet.

Wie geht es weiter?

Wir starten jetzt regelmäßig – wie alle anderen Parkruns – jeden Samstag um 9 Uhr. Wir freuen uns über jeden, der kommt. Bringt bitte euren Barcode mit. Den Sonder-Parkrun am 3. Oktober bieten wir in Heidelberg in diesem Jahr nicht an. An diesem Tag läuft das Kernteam beim Parkrun in Neckarau mit. Wir haben auch einige, die noch keine anderen Parkruns kennen und deshalb dort mitlaufen möchten.

Mein Fazit zum ersten Parkrun in Heidelberg

Schön, dass es Menschen wie Isabel gibt, die ihre Zeit für ein solches Projekt aufwenden. Anfangs, als keiner sich so richtig für den Parkrun in Heidelberg engagieren wollte, hat sie die Initiative ergriffen und sich als Standortleiterin beworben. Wenn sie sich nicht gemeldet hätte, würde es den Parkrun an der Bahnstadt-Promenade heute wahrscheinlich nicht geben.

Isabel hat aber nicht nur den Anfang gemacht. Sie ist dran geblieben und hat zusammen mit ihrem Kernteam den Parkrun in Heidelberg perfekt organisiert. Bei der ersten Veranstaltung lief alles reibungslos ab. Ich bin sicher, dass dank des Engagements von ihr und ihrem Team auch die nächsten Veranstaltungen ein Erfolg werden. Die Teilnehmerzahlen des ersten Laufs haben jedenfalls gezeigt, dass das Konzept angenommen und der Parkrun in Heidelberg gebraucht wird.

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung / 5. Anzahl Bewertungen:

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut mir leid, dass der Beitrag nicht gefallen hat.

Wie könnte ich diesen Beitrag verbessern?

Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

Ein Kommentar

  • Gabriele Voelkel

    Hallo Erik
    ein recht guter Anfang für den parkrun und dadurch dass Du jetzt noch mal ein Interview gemacht hast, wird er auch noch bekannter. Es ist zwar etwas weit um morgens von Obertshausen nach Heidelberg für einen parkrun zu fahren, aber vielleicht ergibt sich irgendwann mal eine Gelegenheit.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert