Nachtmarathon Luxemburg
Laufberichte,  Parkrun

Nachtmarathon in Luxemburg 2023

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In der letzten Woche war ich zusammen mit einigen anderen Parkrun-Läufern beim Nachtmarathon in Luxemburg am Start. Im Vorfeld erzählten sie mir von einer festlichen Stimmung und vielen begeisterten Zuschauern, die an der Strecke stehen und die Läufer anfeuern würden. Welche Erfahrungen ich beim Nachtmarathon in Luxemburg machte, könnt ihr in meinem Laufbericht nachlesen.

Vor dem Lauf

Mit Neckarau Parkrun in Luxemburg

Im letzten Jahr waren bereits einige Läufer vom Neckarau Parkrun beim Nachtmarathon in Luxemburg am Start gewesen. Sie schwärmten mir vor, wie toll die Atmosphäre gewesen und wie schön beleuchtet die Strecke wäre. Das hörte sich alles sehr gut an und so war ich in diesem Jahr auch dabei.

Am Samstagmorgen machten wir Zwischenstation in Merzig und besuchten den dortigen Parkrun. Einige von uns liefen oder walkten mit. Ich schonte mich dagegen für den Abend und scannte als Helfer die QR-Codes der Läufer ein.

Am Samstagabend waren insgesamt 20 Parkrunner in Luxemburg, um dort beim Team-Run, beim Halbmarathon oder beim Marathon zu starten.

In der Nähe der Startnummernausgabe stand eine Fotobox, die ich natürlich ausprobieren musste 🙂

Tückisches Höhenprofil

Der Nachtmarathon in Luxemburg hat ein tückisches Höhenprofil. Die ersten 30 Kilometer führt die Strecke – abgesehen von einigen Zwischenanstiegen – 100 Höhenmeter bergab. Ab Kilometer 30 steigt die Strecke um 130 Höhenmeter an. Also gerade dann, wenn ein Marathon richtig schwierig wird, geht es in Luxemburg bergauf.

Strecke Nachtmarathon in Luxemburg
Die Strecke des Nachtmarathons in Luxemburg

Mein Zeitziel

Ich hatte mir für den Nachtmarathon in Luxemburg keine feste Zielzeit vorgenommen. Zum einen hatte ich in der Vorbereitung kein Tempotraining gemacht. Zum anderen war mir das schwierige Höhenprofil natürlich bewusst. Deshalb war es für mich klar, dass eine Zielzeit von unter 4 Stunden oder knapp darüber nicht möglich war. Ich nahm mir vor, die ersten 30 Kilometer mit einer Pace von 6:00 Minuten zu laufen. Danach würde ich wegen der zahlreichen Anstiege wohl langsamer werden. Insgesamt rechnete ich mit einer Zeit von um die 4:30 h. Wenn der Lauf ein paar Minuten länger dauern würde, wäre es aber auch nicht tragisch.

Das Rennen

Vor der Startlinie

Der Start war für 19 Uhr geplant. Fünf Minuten davor drückte ich die Krone meiner Coros Pace 2, um sie in den Vorstart-Modus zu versetzen. Pünktlich um 19 Uhr ertönte der Startschuss. Die ersten Läufer überquerten die Startlinie. Es dauerte aber fast 10 Minuten, bis ich in die Nähe kam. Ungefähr 200 Meter davor warf ich einen Blick auf meine Uhr. Mist, der Vorstart-Modus war abgebrochen worden und mein Zeitmesser zeigte einfach nur die Uhrzeit an. Ich drückte schnell nochmal die Krone. Die Uhr suchte das GPS-Signal und begann mit der Messung der Herzfrequenz. Kurz vor der Startlinie war die Coros Pace 2 startbereit und ich konnte beim Überqueren das Tracking starten.

Die erste Rennhälfte

Direkt nach dem Start ging es eine 180°-Kurve hinauf. Mit voll gefüllten Kohlenhydratspeichern war das natürlich kein Problem. Danach ging es die ersten 4 Kilometer fast stetig bergab. Ich wollte nicht unnötig Kraft verlieren, mich aber auch nicht bremsen. Kurz nach Kilometer 4 kam der erste Anstieg. Meine 5-Kilometer-Zeit von 28:24 Minuten war trotzdem deutlich schneller als geplant.

Kurz vor der ersten Tränke standen zwei Männer, die wild herumbrüllten. Sie feuerten nicht ihre Kumpels an, sondern schrien sich einfach aus Spaß ihre Kehlen wund. Deren Stimmbänder möchte ich nach dem Rennen nicht gehabt haben 🙂

Bei Kilometer 7 schrie ein Jugendlicher meinen Namen (der Vorname stand auf der Startnummer). Ich freute mich und winkte ihm zu. Er war sichtlich begeistert von meiner Reaktion. Für einen kurzen Moment freuten sich zwei einander wildfremde Menschen übereinander.

Bei Kilometer 8 und kurz vor dem 10. Kilometer folgten zwei weitere Anstiege. Mit meiner 10-Kilometer-Zeit von 1:00:04 h lag ich genau im Plan. Die nächsten 10 Kilometer ging es fast nur noch bergab.

Eigentlich wollte ich nach 15 Kilometern das erste Gel und die ersten beiden Salztabletten zu mir nehmen. Ich sah die Verpflegungsstelle aber zu spät und musste mich daher bis Kilometer 17 gedulden.

Nach 2:10 Stunden erreichte ich die Halbmarathon-Marke. Das war doch deutlich langsamer als ich erwartet hatte. Vor allem, da es die letzten 10 Kilometer ja fast nur bergab ging. Anscheinend hatte ich mich an den Verpflegungsstationen zu lange aufgehalten.

Die zweite Rennhälfte

Bei Kilometer 22 sah ich eine Gruppe junger Menschen, die ein Spalier bildeten und jeden Läufer, der an ihnen vorbeikam, mit einer La-Ola-Welle begrüßten. Als ich an der Reihe war, leitete ich die Welle mit meinen Händen selbst ein. Sie setzten die Welle fort und freuten sich darüber, dass ich mitgemacht hatte.

Bei Kilometer 28 führte ein serpentinenartiger Weg zur Straße. Der sah richtig steil aus. Sollte ich weiterlaufen oder eine Gehpause einlegen? Ich fühlte mich noch gut und entschied mich fürs Weiterlaufen. Bei Kilometer 29 ging es steil bergab. Die Strecke war nicht ausgeleuchtet und lag komplett im Dunkeln. Ich lief vorsichtig weiter. Vor mir leuchtete ein Läufer mit einer Taschenlampe die Strecke aus. Der war wohl nicht zum ersten Mal dabei und hatte sich gut vorbereitet.

Nach 30 Kilometern ging es zum ersten Mal steil bergauf. Ich wurde natürlich deutlich langsamer, hatte aber noch genügend Kraft um weiterzulaufen.

Allez, Allez

Die letzten Kilometer lief etwa 20 Meter vor mir eine Frau im blauen Shirt. Einerseits konnte ich sie nicht einholen, andererseits war sie aber auch nicht schneller als ich. Ich hatte mich daran gewöhnt, dass sie vor mir lief. Bei Kilometer 32 ging es wieder steil nach oben. Auf der Mitte des Hügels stellte sie das Laufen ein und fing an zu gehen. Ich hätte einfach an ihr vorbeilaufen können. Ich fand es aber schade, dass ich den Kontakt zu ihr verlieren würde.

Als ich neben ihr war, rief ich ihr deshalb ein fröhliches „Allez, Allez“ zu und winkte, dass sie mit mir laufen soll. Sie freute sich darüber und lief tatsächlich zusammen mit mir weiter. Nicht nur das, sie wurde sogar schneller und zog mich mit. Bald darauf war ich wieder schneller als sie und zog sie mit. Sie zog mich und ich zog sie. So überwanden wir gemeinsam die schwierige Stelle.

Sie verstand kein Wort Deutsch und ich kein Französisch. Trotzdem feuerten wir uns gegeneinander mit „Allez, Allez“ an. Nach einem Kilometer wurde sie wieder langsamer und der Kontakt zu ihr brach ab. Ich feuerte sie ein letztes Mal mit „Allez, Allez“ an, doch sie hatte keine Kraft mehr und konnte mich nicht einholen.

Ich konnte nicht genau sagen warum, aber für mich war diese kurze Begegnung mit ihr ein magischer Moment. Meine Motivation stieg an und ich nahm mir vor, die restlichen Kilometer auf jeden Fall durchzulaufen. Und das, obwohl ich natürlich wusste, dass die letzten Kilometer reichlich Höhenmeter aufwiesen.

Die letzten 7 Kilometer

Ab Kilometer 35 führte die Strecke bis kurz vor Schluss nur noch bergauf. Ich blieb meinem Vorsatz treu und lief weiter. Meine Pace lag zwar deutlich über 7 Minuten, aber ich überholte trotzdem viele Läufer, die bergauf nur noch gehen konnten. Bei Kilometer 37 sah ich ein Kilometer-Schild mit der Zahl 42. War ich etwa an einer Stelle falsch abgebogen? Ich schaute nach hinten. Die Strecke hinter mir war gerade, da konnte ich nicht falsch gelaufen sein. Außerdem war 100 Meter vor mir eine Verpflegungsstelle. Direkt vor der Ziellinie würde eine Tränke wenig Sinn ergeben. Also stand das Schild wohl einfach an der falschen Stelle.

Inzwischen war es nur noch eine halbe Stunde bis Mitternacht. Trotzdem standen noch mehrere tausend Zuschauer an der Strecke und feuerten die Läufer mit „Allez, Allez“-Rufen an. Die Luxemburger sind ein Marathon-verrücktes Völkchen.

Jetzt waren es nur noch zwei Kilometer bis zum Ziel. So allmählich fühlte ich meine Kräfte schwinden. Dieser Kilometer wollte einfach nicht enden. Wo blieb nur das 41-Kilometer-Schild? Da vorne war es. Ich lief vorbei und kurz danach gab es tatsächlich noch eine Tränke. Ein Läufer vor mir holte sich einen Becher Wasser. Noch 800 Meter bis zum Ziel. Jetzt ging es tatsächlich ein kurzes Stück steil bergab. Danach ging es aber wieder einen Hügel hoch. Noch 200 Meter. Die Strecke führte in die Expo-Halle hinein und ich lief erleichtert über die Ziellinie.

Die letzten Kilometer waren anstrengend gewesen, aber ich hatte den Nachtmarathon in Luxemburg – meinen 18. Marathon – in einer Zeit von 4:36 h gefinisht.

Das Ziel beim Nachtmarathon in Luxemburg

Die falsche Medaille

Nach meiner Zielankunft hing mir eine freundliche Helferin meine Medaille um. Ich hatte Hunger und Durst. Deshalb sah ich mir die Medaille nicht weiter an. Weiter hinten standen einige Parkrunner. Als ich sie erreichte, sagten sie mir, dass ich die falsche Medaille bekommen hätte. Tatsächlich, das war nur eine Bronzemedaille. Die Marathonis sollten aber eine Goldmedaille bekommen. Ich ging mit wackligen Beinen zurück zur Medaillen-Verteilung. Auf dem Weg dahin traf ich andere Marathonis, die mir erzählten, dass es keine Goldmedaillen mehr geben würde und deshalb nur noch Bronzemedaillen überreicht würden.

Medaille beim Nachtmarathon in Luxemburg
Die Bronzemedaille beim Nachtmarathon in Luxemburg

Mein Fazit zum Nachtmarathon in Luxemburg

Beim Nachtmarathon in Luxemburg stand die Zielzeit für mich nicht im Vordergrund. Stattdessen erfreute ich mich an der tollen Stimmung, die von den vielen Zuschauern erzeugt wurde. Außerdem erlebte ich mehrere magische Momente: der Jugendliche, der sich über mein Winken freute. Die jungen Leute, die die von mir eingeleitete Welle fortsetzten und vor allem die Frau im blauen Shirt, die gemeinsam mit mir den steilen Hügel hinauflief. Allein dafür hatte sich mein Start beim Nachtmarathon in Luxemburg schon gelohnt.

Die gestohlenen Medaillen

Zwei Tage nach dem Nachtmarathon in Luxemburg veröffentlichte der Veranstalter auf Instagram eine Stellungnahme. Die Medaillen wurden zwei Tage vor dem Start in der Expo-Halle gelagert. In dieser Zeit wurden einige Kisten mit Goldmedaillen gestohlen. Der Veranstalter entschuldigte sich bei allen, die eine falsche Medaille bekommen hatten und bot ihnen an, per Post eine Goldmedaille zuzuschicken. Ich denke, mit dieser Lösung dürfte allen Läufern, die eine falsche Medaille bekommen hatten, gedient sein.

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

2 Kommentare

  • Sven

    Schöner Bericht.

    Macht richtig Lust dort auch im nächsten Jahr zu laufen. Als gebürtiger Saarländer mag och die Luxemburger sehr.

    Gruss aus Freiburg
    Sven

  • Cindy Haase

    Der Luxemburg Marathon ist ein wirklich schöner Lauf, bin schon 2 x da gelaufen. Anstrengend wie du sagst zum Ende hin 🙂 Blöd die Medaillen Geschichte und da fragt man sich, wieso stiehlt man sowas. Finde die Lösung des Veranstalters aber richtig gut.

    Schöne Grüße
    Cindy

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