Kelvin Kiptum läuft neuen Marathon-Weltrekord.
Laufsport allgemein

Kelvin Kiptum läuft neuen Marathon-Weltrekord

()

Am Sonntag wurde in Chicago ein neuer Marathon-Weltrekord aufgestellt. Der kenianische Läufer Kelvin Kiptum lief die 42,195 Kilometer in einer Zeit von 2:00:35 h. In meinem Artikel erfahrt ihr, was das Besondere an diesem Weltrekord ist und wie ich die zukünftige Entwicklung einschätze.

Wer ist Kelvin Kiptum?

Kelvin Kiptum ist ein 23-jähriger Kenianer. Im Gegensatz zu vielen anderen Marathon-Spitzenläufern hat er keine Bahn-Wettkämpfe bestritten. Er ist von Anfang an nur bei Straßen-Rennen gelaufen. Der Grund dafür war, dass er kein Geld hatte, um zum nächstgelegenen Stadion zu fahren.

Seinen ersten Marathon ist er vor 10 Monaten in Valencia gelaufen. Seine Sieges-Zeit von 2:01:53 h war die viertschnellste jemals gelaufene Marathon-Zeit. Bis dahin trainierte Kelvin Kiptum übrigens sich selbst. Erst nach dem Valencia-Marathon fand er einen Coach.

Vor einem halben Jahr lief er in London seinen zweiten Marathon. Er stellte dort mit einer Zeit von 2:01:25 h einen neuen Streckenrekord auf. Das war nicht nur die zweitschnellste Zeit über die Marathon-Strecke. Er brauchte außerdem für die zweite Streckenhälfte als erster Mensch überhaupt weniger als eine Stunde. In 59:45 Minuten lief er den schnellsten Halbmarathon-Split bei einem Marathon.

Neuer Weltrekord beim Chicago-Marathon

Am Sonntag lief er in Chicago zum dritten Mal die 42,195 Kilometer. Mit einer Zeit von 2:00:35 h stellte er damit einen neuen Marathon-Weltrekord auf. Die bestehende Bestleistung von Eliud Kipchoge verbesserte er damit um 34 Sekunden. Das alleine klingt schon unglaublich. Noch erstaunlicher wird es, wenn man einen Blick auf seine Zwischenzeiten wirft.

DistanzZeit in MinutenPace in Minuten
5 km14:262:54
10 km14:162:52
15 km14:272:54
20 km14:302:54
Halbmarathon03:092:53
25 km11:162:54
30 km14:272:54
35 km13:512:47
40 km14:012:49
Marathon06:122:49
Die Zwischenzeiten beim Marathon-Weltrekord von Kelvin Kiptum

Die schnellste Pace lief Kelvin Kiptum im Abschnitt zwischen 30 und 35 Kilometern. Also genau dann, wenn andere Läufer beim Marathon den Mann mit dem Hammer kennenlernen, lief er sein schnellstes Tempo. Er brauchte weniger als 14 Minuten für diesen Abschnitt. Damit war er flotter als die schnellste Frau auf der 5.000 Meter-Strecke.

Gründe für den Marathon-Weltrekord

Bei einer solch unglaublichen Leistung stellt sich natürlich die Frage, wie es Kelvin Kiptum schaffte einen neuen Marathon-Weltrekord aufzustellen.

Die Schuhe

Kelvin Kiptum lief bei seinem Marathon-Weltrekord den Prototyp eines Laufschuhs, der erst im nächsten Jahr auf den Markt kommen soll. Der Alphafly Next% 3 von Nike enthält natürlich eine Carbonplatte und ist noch leichter als das Vorgänger-Modell. Nur an den Schuhen kann es aber nicht liegen. Schließlich trug Eliud Kipchoge vor zwei Wochen bei seinem Marathon-Sieg in Berlin die gleiche Fußbekleidung.

Die Strecke

Berlin gilt als die schnellste Marathon-Strecke. Die letzten acht Marathon-Weltrekorde wurden allesamt in der deutschen Hauptstadt aufgestellt. Aber der Chicago-Marathon kann ebenfalls mit einer schnellen Strecke aufwarten. Auf dem flachen Kurs wurden bereits 1984 und 1999 neue Bestleistungen aufgestellt.

Doping?

2022 wurden 23 kenianische Sportler wegen Dopings gesperrt. Das heißt aber natürlich nicht, dass Kelvin Kiptum gedopt war. In Chicago musste er sich, genauso wie bei seinen beiden vorherigen Marathon-Läufen, einem Dopingtest unterziehen. Bisher gab es bei ihm keinen positiven Doping-Befund. Für mich heißt das, dass er sauber ist und dass seine großartige Leistung nicht durch falsche Verdächtigungen geschmälert werden darf.

Wie geht es weiter?

Nach diesem sensationellen Marathon-Weltrekord stellen sich für mich zwei Fragen:

Fallen die 2 Stunden?

Mit seiner Bestleistung von 2:00:35 h hat Kelvin Kiptum die magische 2-Stunden-Marke nur knapp verfehlt. Wenn er pro Kilometer nur 1 Sekunde schneller gelaufen wäre, hätte er weniger als 120 Minuten gebraucht. Sein Landsmann Eliud Kipchoge unterbot diese Zeit bereits 2019 bei einem inoffiziellen Rennen. Außerdem ist abzusehen, dass die Weiterentwicklung bei den Schuhen nicht abgeschlossen ist. Es wird also in Zukunft noch schnellere Laufschuhe geben. Für mich ist es nur eine Frage der Zeit, bis die 2-Stunden-Marke auch bei einem offiziellen Marathon geknackt wird.

Holt sich Eliud Kipchoge den Marathon-Weltrekord zurück?

Nächsten Monat wird Eliud Kipchoge 39 Jahre alt. Für einen Marathon-Läufer ist das ein stolzes Alter. Den Berlin-Marathon 2023 gewann er zwar zum fünften Mal. Er lief aber 1,5 Minuten langsamer als ein Jahr zuvor. Es ist also eine absteigende Tendenz zu erkennen. Ganz abschreiben würde ich Eliud Kipchoge aber trotzdem nicht. Er hat bewiesen, dass er sich immer wieder neu motivieren kann.

Eins ist aber klar. Die Zukunft gehört Kelvin Kiptum. Er ist 16 Jahre jünger als Kipchoge. Außerdem erreichen die meisten Marathon-Läufer ihre Bestform erst im Alter von 30 Jahren. Kelvin Kiptum hat also noch viel Zeit, um sich zu verbessern und neue Marathon-Weltrekorde aufzustellen.

Vielleicht kommt es ja im nächsten Jahr bei den Olympischen Spielen im Paris zu einem Duell dieser beiden Läufer. Das wäre sicher ein Highlight für alle Marathon-Freunde und natürlich auch die richtige Veranstaltung für einen neuen Marathon-Weltrekord.

Eure Meinung zum neuen Marathon-Weltrekord?

Wie ist eure Meinung dazu? Wird es bald wieder einen neuen Marathon-Weltrekord geben? Wer stellt ihn auf, Kiptum oder Kipchoge? Oder vielleicht ein anderer Läufer? Schreibt doch bitte in den Kommentaren etwas dazu.

Bildquelle: Wikimedia, Autor: Katie Chan, Lizenz: CC BY-SA 4.0 Deed

Wie hat dir dieser Beitrag gefallen?

Klicke auf die Sterne um zu bewerten!

Durchschnittliche Bewertung / 5. Anzahl Bewertungen:

Bisher keine Bewertungen! Sei der Erste, der diesen Beitrag bewertet.

Weil du diesen Beitrag nützlich fandest...

Folge uns in sozialen Netzwerken!

Es tut mir leid, dass der Beitrag nicht gefallen hat.

Wie könnte ich diesen Beitrag verbessern?

Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

3 Kommentare

  • Talianna

    Hallo Erik,

    wie auch Du halte ich es nur für eine Frage der Zeit, bis die Zwei-Stunden-Marke beim Marathon der Herren fällt. Die Verbesserungen der Weltrekorde bei den Damen wie auch bei den Herren sind in diesem Jahr erdrutschartig, was auch auf massive Fortschritte bei den Schuhen hindeutet. Wenn man überlegt, dass Tigst Assefa in Berlin sagenhafte 2:09 schneller war als Brigid Kosgeis gerade erst ein Jahr alter Weltrekord, und Sifan Hassan in Chicago Kosgeis Zeit nicht ganz so deutlich wie Assefa, aber dennoch ebenfalls unterboten hat, spricht das eine deutliche Sprache für die Entwicklung, sofern man Befürchtungen zum Thema Doping außen vor lässt.

    Es war auch nicht unbedingt ein Wunder, dass nun ein Herausforderer für Eliud Kipchoge auftaucht. Sicherlich ist Kipchoge ein Ausnahmeathlet, absolut. Dennoch hat auch seine Popularität und seine Zusammenarbeit mit Nike Entwicklungen – quer durch alle Marken – beim Thema Schuhe angestoßen, die nicht nur Eliud Kipchoge schneller gemacht haben – und auch wenn Marathon kein Wettkampf der ganz Jungen ist, ist Kipchoge nun langsam in einem Alter, in dem die zunehmende Erfahrung, die Schuhtechnologie und die Trainingsoptimierung höchstens noch knapp die nachlassende körperliche Leistungsfähigkeit übertreffen, bei sehr vielen auch Hochleistungsathleten nicht einmal mehr kompensieren.

    Was für mich sehr beeindruckend ist, sind Kiptums negative Splits. Er läuft den Marathon steigernd, und das haben ganz viele auch Top-Läufer, ja auch Kipchoge die letzten beiden Male in Berlin nicht hinbekommen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich viele für mich sehr gute Zeiten bei Läufen mit negativen Splits aufgestellt habe, zwar nicht im Marathon, aber eben doch z.B. einen Fünfzehner, auf dem ich die ersten drei Kilometer in 13 Minuten lief (Pace 4:20/km), weitere neun in ca. 37:30 (Pace 4:10/km) und dann die letzten drei in 12 Minuten (Pace 4:00/km). Für meinen damaligen Trainingsstand war das extrem schnell, und damals bin ich „über meinen Möglichkeiten“ gelaufen – oder sonst immer unter meinen Möglichkeiten, wenn ich Training und Wettkampf vergleiche. Es gehört entweder ein heftiger Dämpfer vor dem Wettkampf oder eine enorme Disziplin dazu, so verhalten zu starten, dass man negative Splits läuft – und zahlt sich fast immer in Zeiten aus, die eigentlich aus dem Training heraus nicht motivierbar sind.

    Wenn Kiptum das beibehält – er ist ja auch in London schon negative Splits gelaufen – dann hat er den meisten anderen Läufern, ob auf hohem oder niedrigem Niveau – etwas voraus, das eine große Zukunft verspricht, eine noch größere als die Marken, die er ohnehin schon gesetzt hat.

    Ich persönlich verfolge allerdings mit noch größerer Spannung die Entwicklung bei den Damen, wo ja neben der neuen Weltrekordhalterin Tigst Assefa mit Sifan Hassan eine Akteurin auf dem Plan ist, die nicht nur früher Bahnwettkämpfe bestritten hat, sondern sechs Wochen vor Chicago dreiUnterdistanz-Disziplinen auf der WM bestritten hat und dabei zwei Medaillen gewann. Und dann, sechs Wochen später, präsentiert sie einen Marathon, der ohne Tigst Assefas Weltrekord in Berlin neuer Weltrekord gewesen wäre (und so zweitbeste Marathonzeit einer Frau überhaupt wurde).

    Somit haben wir möglicherweise bei den Herren die Ablösung eines mehr oder minder dominierenden Stars (ich mag die Bezeichnung „GOAT“, Greatest of all Time, wirklich nicht) durch einen anderen – aber bei den Damen ein noch laufendes Duell zweier aktuell im Marathon aufstrebender Athletinnen, was ich fast noch ansprechender finde. Dass dabei die Weltrekorde purzeln, ist eigentlich nur ein Zahlen-Ding (nicht, dass mich Zahlen nicht ansprechen würden ;)).

    Meine zwei Cent und viele Grüße
    Talianna

  • Erik

    Den Berlin-Marathon habe ich im Fernsehen verfolgt. Ich hatte danach überlegt, ob ich einen Artikel dazu schreibe, habe es dann aber leider doch nicht gemacht. Im Fernsehen hat man gesehen, dass Tigist Assefa einen Hinweis bekommen hat, dass sie eine Zeit unter 2:12 h schaffen kann. Danach hat sie den Schlussspurt angezogen.

    Du hast Recht, dass es klar war, dass irgendwann ein Nachfolger von Kipchoge kommen wird. Ich hatte aber nicht damit gerechnet, dass der so jung sein wird. Vor allem hatte ich auch nicht damit gerechnet, dass in diesem Jahr noch der Weltrekord gebrochen wird. Für mich war die Marathon-Saison nach Berlin quasi beendet. So kann man sich irren 🙂

    Der Marathon-Sport bleibt auf jeden Fall interessant. Bei den Herren, wenn es um die 2-Stunden-Marke geht und bei den Damen wer in nächster Zeit die Nase vorne hat. Wer weiß, vielleicht gibt es irgendwann auch eine Frau, die unter 2:10 h läuft.

    Bei deinen Zeiten kann ich natürlich gar nicht mitreden. Negative Splits gelingen mir auch sehr selten. Da fehlt mir einfach etwas die Disziplin 🙂

    • Talianna Schmidt

      Kurioserweise gucke ich Laufsport eher ungern im Fernsehen. Mit Straßenradsport kann man mich stundenlang am Bildschirm halten, aber beim Laufen bin ich irgendwie nicht dabei – da gucke ich höchstens mal die Zusammenfassung und gucke die Zahlen an. Faszinierend eigentlich, da Laufen meine beste Disziplin und auch meine einzige Wettkampfdisziplin ist. Aber Radrennen finde ich viel spannender anzuschauen. Deswegen habe ich weder Berlin noch Chicago angeschaut und werde auch Frankfurt nicht ansehen.

      Ich glaube bezogen auf Kelvin Kiptum hat mir ein Laufkumpel vor nicht allzulanger Zeit gesagt, dass sich der eine oder andere Kenianer wohl jünger machen würde, um beim Aushandeln von Sponsorenverträgen jünger und damit länger interessant zu erscheinen. Ob das auch bei Kelvin Kiptum der Fall ist, kann man natürlich nicht sagen und ich will es nicht unterstellen.

      Assefas Beschleunigung sagt natürlich auch etwas darüber aus, was für eine Rolle das Mentale beim Marathon spielt, die Motivation. Und meine Zeiten habe ich aus der Erinnerung genannt, um das Beispiel aus meinem tatsächlichen Laufen mit Fleisch zu unterfüttern – da wollte ich keinen Vergleich aufmachen. Negative Splits und gute Vorbereitung sind unabhängig davon gut, ob man den Marathon in zwei, drei, vier, fünf oder sechs Stunden läuft.

Eine Antwort schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert