Baumstammlauf
Laufberichte

Baumstammlauf in Heilbronn

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Einmal im Jahr melde ich mich gerne für einen ungewöhnlichen Lauf-Wettbewerb an. 2023 stand der Baumstammlauf in Heilbronn auf dem Programm. In meinem Laufbericht erfahrt ihr, wieso ich während der Veranstaltung baden ging und welches ungewöhnliche Ende dieser Wettkampf für mich bereithielt.

Vor dem Start

Interview mit Mamo Topyürek

Im letzten Jahr gab mir der Extremsportler Mamo Topyürek ein Interview. Darin erzählte er unter anderem auch von seinem Baumstammlauf, den er zusammen mit dem Heilbronner Sportverein SSV Klingenberg organisieren würde und der 2023 zum vierten Mal stattfinden würde. Da ich gerne jedes Jahr bei einem ungewöhnlichen Wettbewerb – 2022 war es der Treppenmarathon in Radebeul – starte, überlegte ich nicht lange und meldete mich bei Mamos Baumstammlauf an.

Mamo Topyürek motiviert mich für den Baumstammlauf.

Die Anmeldung

Der Baumstammlauf fand auf der Sportanlage des SSV Klingenberg statt. Diese liegt am Rande von Heilbronn. Nach meiner Ankunft ging ich sofort zur Anmeldung. Dort bekam ich ein T-Shirt und durfte mir einen Baumstamm aussuchen.

Die Wertungen

Für einen solch speziellen Wettbewerb, der erfahrungsgemäß nicht viele Teilnehmer anziehen würde, gab es recht viele Wertungen. Zum einen gab es zwei verschiedene Streckenlängen: 5 und 10 Kilometer. Die Baumstämme hatten ein Gewicht von 5, 10, 15 oder 25 Kilogramm. Bei einigen Strecken konnte gewählt werden, ob sie mit oder ohne Hindernisse zurückgelegt werden sollten. Außerdem gab es noch jeweils eine Herren- und eine Damenwertung.

Ich hatte mich für die 10-Kilometer-Strecke angemeldet und mich für einen 10-Kilogramm-Baumstamm entschieden. Die Hindernisse wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen 🙂

Die Hindernisse

Wer sich dafür angemeldet hatte, musste im Laufe des Baumstammlaufs drei Hindernisse überwinden:

Der Pool

Beim ersten Hindernis ging es einfach nur darum, über eine Badeleiter einen Pool zu besteigen und anschließend ins Wasser zu springen. Bei geschätzten 30° Celsius im Schatten war das eher eine willkommene Abkühlung als ein Hindernis.

Das Netz

Ein wenige Zentimeter über dem Boden gespanntes Netz bildete das zweite Hindernis. Die Läufer mussten darunter durchkriechen. Selbstverständlich mit Baumstamm.

Die Strohballen

Die auf einem Feld aufgestellten Strohballen waren weniger ein Hindernis, sondern eher eine Prüfung. Jeder Teilnehmer hatte drei Wurfversuche mit einem Speer. Blieb dieser im Strohballen stecken, durfte der Sportler weiterlaufen. Bei drei Fehlversuchen musste er dagegen zehn Liegestütze machen, bevor er drei weitere Speerwürfe bekam.

Mein Laufziel

Für mich war der Baumstammlauf eher eine Fun-Veranstaltung. Deswegen hatte ich dafür nicht trainiert und mir auch kein Zeitziel gesetzt. Ich wollte nur nicht Letzter werden.

An der Startlinie

Der Start- und Zielbereich beim Baumstammlauf

Der Start des Baumstammlaufes war für 14 Uhr geplant gewesen. Da der Kinderlauf über 3.000 Meter sich aber verspätete, konnten wir uns erst gegen 14:15 Uhr an die Startlinie stellen. Insgesamt waren 22 Läufer dabei, darunter auch der Spendenläufer André Schiele. Dieser hatte sich ebenfalls für die 10-Kilometer-Strecke angemeldet.

Der Start verspätete sich aber weiter, weil Mamo noch einiges zu erledigen hatte. Die Medaillen mussten gezählt, Wassermelonen und Trinkwasser besorgt werden. Außerdem musste noch das Wassereis für die Kinder gekühlt werden.

Leider waren einige angemeldete Helfer zum Baumstammlauf nicht erschienen. Deshalb musste und wollte Mamo vieles alleine erledigen. Zwischendurch schnappte er sich noch das Mikro, hielt eine kurze Motivationsrede und vertröstete uns etwas. Der Start würde bald erfolgen. Die Läufer standen derweil in der Hitze und unterhielten sich. Einige davon waren schon bei den ersten drei Baumstammläufen am Start gewesen. Ein Läufer gab mir noch den Tipp, dass ich den Baumstamm so auf der Schulter platzieren sollte, dass 1/3 vor und 2/3 hinter dem Körper wäre.

Kurz vor 15 Uhr war es dann so weit. Alles war vorbereitet und der Baumstammlauf konnte beginnen.

Das Rennen

Nach dem Start lief ich mit dem Baumstamm auf der rechten Schulter los. Bei den anderen Läufern klappte das auch problemlos. Bei mir wackelte der Baumstamm dagegen wie ein Kuhschwanz hin und her. Ich wechselte die Schulter. Auch das brachte keine Besserung. Ich versuchte, ihn unter den Arm zu klemmen. Nein, das war auch nicht gut. Ich platzierte ihn sogar im Nacken. Aber egal was ich versuchte, der Baumstamm war einfach zu unhandlich.

Zum Schluss umfasste ich ihn mit beiden Händen und trug ihn vor dem Bauch. Ein kleinerer Läufer hätte damit sicher Probleme gehabt, aber dank meiner großen Armspannweite klappte diese Tragetechnik bei mir erstaunlich gut. Der Baumstamm war natürlich immer noch schwer, aber dadurch, dass ich ihn – ähnlich wie einen Bierkasten – direkt vor dem Bauch trug, war er nicht mehr so unhandlich. Jetzt konnte ich mich endlich auf das Laufen konzentrieren.

Aufgrund meiner Anfangsprobleme mit dem Baumstamm war ich natürlich von anderen Läufern überholt worden und ich hatte schon Angst, dass ich bis zum Ende durchgereicht würde. Mit meiner neuen Tragetechnik klappte das Laufen aber erstaunlich gut. Ich überholte einige Läufer und brauchte für die ersten beiden Kilometer lediglich 12 Minuten. Ein Helfer auf dem Fahrrad verriet mir, dass ich sogar in Führung liegen würde. Ups, damit hatte ich ja gar nicht gerechnet.

Nach 2,6 Kilometern bog die Strecke links ab. Ich lief auf eine lange Rampe zu, die zu einer Brücke führte. Dort angekommen, bog ich nach rechts ab. Jetzt konnte ich einen Blick nach hinten riskieren. Es war kein anderer Läufer zu sehen. Ich hatte einen Vorsprung von mindestens 200 Metern. War ich durch meine andere Tragetechnik wirklich so viel schneller als die anderen Läufer? Falsch gelaufen war ich jedenfalls nicht, denn hinter der Brücke war eine weitere Markierung auf dem Boden aufgesprüht.

Jetzt führte die Strecke auf einen Gehweg. Die linke Seite war für Fußgänger reserviert, die rechte für Radfahrer. Ich wollte den Radweg nicht blockieren und entschied mich daher für den Fußgängerweg. 100 Meter weiter sah ich aus den Augenwinkeln eine weitere Markierung, dass ich nach rechts abbiegen soll. Der Pfeil war nur auf dem Radweg aufgesprüht gewesen und ich wäre fast daran vorbeigelaufen.

Die Strecke führte jetzt wieder am Neckar vorbei. Ich wurde von einem Helfer auf dem Fahrrad mit dem Handy gefilmt. Nach dem Baumstammlauf soll ja noch ein Best-of-Video veröffentlicht werden.

Die ersten vier Kilometer hatte ich geschafft. So langsam bemerkte ich aber den großen Nachteil meiner innovativen Tragetechnik zu spüren. Ich spürte ein Ziehen in den Oberarmen und meine Arme wurden immer länger. Zehn Kilometer würde ich so nicht durchhalten. Ich nahm den Baumstamm wieder auf die rechte Schulter und lief einige Schritte. Nein, das passte einfach nicht. Ich klemmte ihn unter den Arm. Das war ja noch schlimmer. Letztendlich trug ich ihn doch wieder vor mir her. Die Umgreifversuche hatten mich aber Zeit gekostet. Trotz meines großen Vorsprungs wurde ich kurz vor dem fünften Kilometer von einem anderen Läufer überholt und war jetzt nur noch Zweiter.

Vor einer Brücke, die über den Neckar führte, stand Mamo und verteilte Wasser. Der Läufer vor mir lief einfach weiter, ich musste aber zwei Becher trinken. Dadurch wuchs natürlich der Abstand zum Führenden. Der Sieg war wohl nicht mehr drin. Zumal meine Arme immer länger wurden. Ich versuchte zwischendrin noch des Öfteren den Baumstamm auf der Schulter zu tragen, kehrte aber letztendlich immer wieder zu meiner bewährten Tragetechnik zurück.

Die drei Hindernisse

Nach 6,5 Kilometern wartete das erste Hindernis auf mich: der Pool. Ich legte den Baumstamm daneben und zog meine Schuhe sowie die Socken aus. Dann kletterte ich die kleine Leiter hoch und sprang ins kühle Nass. Das Wasser war zum Glück nicht so kalt, wie ich befürchtet hatte. Nach zwei Schwimmstößen stieg ich auf der anderen Seite des Pools wieder raus, zog meine Schuhe an und schnappte mir meinen Baumstamm. Das Ganze dauerte allerdings etwas länger und so wurde ich während des Schuhanziehens von zwei anderen Läufern überholt.

Kurz danach wartete bereits das nächste Hindernis auf mich. Ich rollte meinen Stamm unter dem gespannten Netz hindurch. Auf der Hälfte der Distanz blieb er liegen. Ich robbte hinterher und stieß den Baumstamm weiter nach vorne. Ich kroch noch einige Meter, dann hatte ich auch das zweite Hindernis geschafft.

Jetzt fehlte nur noch das Speerwerfen. Die beiden Strohballen waren auf einem Feld platziert. Ein Helfer reichte mir einen Speer. Ich zielte auf einen Strohballen, warf und tatsächlich blieb der Speer stecken. Damit hatte ich auch das dritte Hindernis überwunden.

Die Zielankunft

Doch wie ging es jetzt weiter? Ich sah keine Markierung und fragte den Helfer nach der Strecke. Der meinte, ich solle jetzt Richtung Ziel laufen. Doch das war nur 300 Meter entfernt. Ich sagte ihm, dass ich erst 7 Kilometer gelaufen wäre und die Distanz ja 10 Kilometer betragen würde. Er meinte nur, dass die drei Läufer vor mir auch ins Ziel gelaufen wären. Mit einem etwas seltsamen Gefühl in der Bauchgegend folgte ich den anderen und lief nach 51:53 Minuten als Vierter über die Ziellinie.

Hinter der Ziellinie

Nachdem ich drei Becher Wasser getrunken und einige Stück Wassermelone gegessen hatte, sprach ich mit den anderen Läufern über das vorzeitige Ende des Baumstammlaufs. Die hatten natürlich auch bemerkt, dass sie nur 7 Kilometer Laufstrecke auf der Uhr hatten. Wir warteten über eine Viertelstunde auf die restlichen Läufer. Doch es lief keiner mehr über die Ziellinie. Irgendwas stimmte hier nicht.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass der Helfer an der Speerwurfanlage uns den falschen Weg gewiesen hatte. Wir hätten weiter auf dem Feldweg bleiben und noch drei weitere Kilometer laufen müssen. Es gab an der Stelle aber weder ein Schild noch eine andere Markierung. Den Läufern hinter uns wurde anscheinend der richtige Weg gewiesen. Deshalb brauchten sie deutlich länger als wir.

Mein Fazit zum Baumstammlauf

Aufgrund der geringen Teilnehmerzahl war der Baumstammlauf sehr persönlich. Die Helfer waren alle freundlich und um das Wohlergehen der Läufer bemüht. Auch die Wasserversorgung auf der Strecke war gut gelöst. Ich wurde sogar von einem Helfer gefragt, ob er mir einen Becher Wasser bringen solle. Während der gesamten Veranstaltung herrschte eine herzliche Atmosphäre und ich kam auch mit anderen Läufern ins Gespräch.

Hätte, hätte, Fahrradkette

Einerseits war ich froh, dass ich meinen Baumstamm nach sieben Kilometern ablegen konnte. Andererseits hätte mich aber auch interessiert, wie das Rennen ausgegangen wäre, wenn ich die volle Distanz absolviert hätte.

Ich bin mir sicher, dass ich die restlichen drei Kilometer auch noch geschafft hätte. Den Führenden hätte ich wohl nicht mehr eingeholt. Aber der zweite oder dritte Platz wäre vielleicht noch drin gewesen.

Interessant wäre auch gewesen, wie es mit dem Transport des Baumstamms weiter gegangen wäre. Hätte ich mich am Ende für eine andere Tragetechnik entschieden? Hätte ich längere Erholungspausen einlegen müssen? Auf all diese Fragen werde ich leider keine Antwort erhalten.

Ein neues Gefühl

Ich will aber nicht zu sehr mit den organisatorischen Mängeln hadern. Für mich war der Baumstammlauf von Anfang ein Fun-Wettbewerb gewesen. Und tatsächlich hatte ich bei diesem ungewöhnlichen Wettkampf viel Spaß gehabt. So gesehen hatte der Lauf also meine Erwartungen erfüllt. Außerdem hatte ich ein ganz neues Gefühl kennengelernt. Zum ersten Mal in meinem Läuferleben hatte ich bei einem Wettbewerb in Führung gelegen. Allein dafür hatte sich schon die Teilnahme gelohnt.

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Erik betreibt dieses Laufblog und ist ein begeisterter Läufer. Er trainiert vier- bis fünfmal die Woche, startet bei Lauf-Wettkämpfen und bei Parkruns. Wenn du ihn triffst und er läuft gerade nicht, dann handelt es sich sehr wahrscheinlich um eine Verwechslung ;-)

2 Kommentare

  • Gabriele Voelkel

    Fand ich ganz lustig, aber für Dich sicher nicht so einfach mit dem dauernden Wechsel des Baumstammes.
    Vielleicht gibt es auch eine bestimmte Tragetechnik, die Dir das Tragen auf der Schulter erleichtert hätte.
    Aber Gratulation , dass Du es bis zum – verkürzten- Ende ausgehalten hast. Waren da eigentlich auch Frauen dabei ?

  • Erik

    Beim 10-Kilometer-Lauf waren zwei Frauen dabei. Die eine trug einen 5-kg-Baumstamm, die andere einen 15 Kilogramm schweren Baumstamm. Wie viele insgesamt dabei waren, kann ich dir leider nicht sagen, da die Ergebnisse noch nicht online sind.

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